Alle Menschen sind Ausländer. Fast überall.
↓ Browse by Label
Kann denn Liebe Sünde sein
Zarah Leander
Katalog-Nr. : AMB 71108
Paused...
    Zarah Leander

    Biographie zusammengestellt von Paul Seiler

    Zarah Leander erblickte am 15. März 1907 um 22.16 Uhr in Karlstad/Schweden als Tochter des Instrumentenbauers und Grundstücksmaklers Anders Lorentz Sebastian Hedberg und dessen Ehefrau Matilda Ulrika Hedberg, geb. Vikström (beide 1882) das Licht dieser Welt. Die Urgroßmutter väterlicherseits stammte aus Hamburg und hieß Witte. Ihr Vater studierte in Leipzig Orgelbau Musik. Durch ihr deutsches Kindermädchen und einen deutschen Klavierlehrer wurde sie schon in früher Jugend mit der deutschen Sprache und Kultur vertraut. Ab 1911 erhielt sie Klavier- und Geigenunterricht und trat 1913 bei einem Chopin-Wettbewerb zum ersten Mal öffentlich auf. 

    Bis 1922 besuchte sie ein Gymnasium, und verbrachte die nächsten zwei Jahre in Riga. Hier lernte sie fließend deutsch sprechen. In dieser Zeit besuchte sie so oft es ging Theater- und Konzertaufführungen und faßte den Entschluß, zur Bühne zu gehen. 

    Ich war 12 Jahre alt, da hab ich mein erstes Theaterstück gesehen, nämlich ‘Peer Gynt’. Das hat mich so tief beeindruckt, daß ich zu meiner Großmutter sagte, so und jetzt weiß ich, ich werde Schauspielerin, aber ich werde eine, die auch singt. Sie hat nur mit dem Kopf geschüttelt und gesagt, es ist besser, du schläfst jetzt, du bist zu aufgeregt.“

    Ihre Theater- und Musikbesessenheit führte sie 1926 zum ersten Mal nach Berlin. Ihrem Vater mußte sie das Reisegeld abschmeicheln, denn sie wollte unbedingt ihr Vorbild, die große Berliner Operettenkönigin Fritzi Massary, sehen und hören. Ihr Vater war auch der einzige in der Familie Hedberg, der Zarah Leanders musischen Ambitionen Verständnis entgegenbrachte, während Mutter Matilda, von ihrer strengen protestantischen Moral und Pflichtauffassung geprägt, unwillig auf Zarahs Begeisterung für die Welt des Scheins reagierte. Auch ihre vier Brüder machten sich über Zarahs Sehnsucht nach einer Bühnenkarriere vorerst noch lustig. 

    „Ich bin mit vier Brüdern aufgewachsen und bin es von daher gewöhnt, mit Männern umzugehen.“

    Sie hatte aber nie Gesangs- oder Schauspielunterricht. 

    „Ich habe nie in meinem Leben eine Gesangsstunde genommen. Ich habe als junges Mädchen aber Klavier- und Geigenunterricht gehabt.  Seit meinem vierzehnten oder fünfzenten Lebensjahr habe ich diese Altstimme, es ist eine Naturstimme.“

    1926 bewarb sie sich mit der Rolle der ‘Salome’ um die Aufnahme an der Königlichen Schauspielschule Stockholm und fiel prompt durch, lernte aber den Schauspieler Nils Leander kennen, den sie bald darauf heiratete. Ihre beiden einzigen Kinder, Tochter Boel, die 1927 geboren wurde, und Sohn Göran, 1929 geboren, stammen aus dieser Ehe. Die Ehe wurde bereits 1931 wieder geschieden. Danach arbeitete sie kurzfristig als Verlagssekretärin im Lindfors Buchverlag in Stockholm.

    Ihre Karriere begann nicht, wie bisher angenommen, am 27. Oktober 1929 in Borås bei Göteborg, sondern bereits 16 Monate früher am 7. Juli 1927. In dem Singspiel ‘Snövit’, mit der Musik von Sixten Damm und dem Text von Bertil Damm, spielte Zarah die böse Königin, die ihren Spiegel zu befragen hatte: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Es wird berichtet, sie habe die Textpassage „Ich bin die Schönste im ganzen Land“ jeweils so vehement ins Publikum geschmettert, daß sie dafür Szenenbeifall bekam. Den Prinzen im Stück spielte übrigens ihr damaliger Ehemann Nils Leander. Der frühe Karrierebeginn mag vielleicht überraschen, da er in keiner Publikation bisher erwähnt wurde. 

    Ihr angebliches Debüt mit dem Lied Wollt Ihr einen Star sehen, schaut mich an entspricht wohl eher der Vorstellung, daß große Stars jeweils wie ein Phönix aus der Asche geboren werden, um danach jahrzehntelang hell zu strahlen. Ähnlich wie Marlene Dietrich verschwieg auch die Leander die mühsamen Jahre einer Anfängerin. Anzunehmen wäre auch, sie wollte damit ihr Geburtsjahr manipulieren, über das es ja verschiedene Angaben gibt. Ihr Geburtsschein belegt, daß sie tatsächlich 1907 geboren wurde und somit mit 20 Jahren als Schauspielerin debütierte. 

    Mit ihrem Ehemann Nils Leander stand sie in jenen Jahren mehrmals auf der Bühne. So auch 1928 in der Operette ‘Trogne Emil’ (zu deutsch: Der treue Emil). Das oft zitierte Vorsingen bei dem Revuekönig Ernst Rolf im Oktober 1929 mit anschließendem Engagement und kometenhaftem Durchbruch hatte trotz des erwähnten frühen Karrierebeginns stattgefunden, wenn auch unter etwas anderen Umständen.

    Die schwedische Zeitschrift ‘Se’ überraschte Zarah 1972 in Malmö,  die dort in einer Buchhandlung ihre Memoiren signierte, mit ihrem ersten Ehemann.  ‘Warum lügt Zarah’ lautete die Überschrift zu dem Artikel, die die Begegnung der beiden nach 40 Jahren schilderte. „Herrgott, ist das Nils?!“  unterbrach Zarah ihre Signierstunde, als er plötzlich vor ihr stand. Nils, der später Verleger wurde und bereits Pensionär war, wollte von Zarah wissen, warum sie auch in ihrem neuesten Buch das Vorsingen bei Rolf in einem besonders für seinen Vater ungünstigem Licht darstellte. Laut Zarah war ihr Schwiegervater gegen ihre Ambitionen einer Bühnenkarriere.

    Laut Nils:

     „Mein Vater war kein weltfremder, prüder Dorfpastor.. Mein Vater geistert wie ein verstockter, amusischer Idiot in den diversen Memoiren herum. Das Gegenteil war der Fall. Im Hause meines Vaters (Papa Pontus) verkehrten viele Schauspieler. Zarah’s Karriereanfänge wurden trotz unserer beiden kleinen Kinder wohlwollend unterstützt. Sie brauchte weder auf dem Klo heimlich zu üben, noch im geheimen Radio zu hören oder gar heimlich mit dem Fahrrad nach Norrköpping zu fahren, um sich mit dem letzten Geld die Noten zum Vorsingen zu besorgen. Mit meines Vaters Wagen habe ich Zarah nach Norrköpping gefahren, wo Ernst Rolf mit seiner Revuegruppe gerade gastierte. Durch einen guten Bekannten von mir,  Fridolf Rhudin, der bei Rolf die Zentralfigur der Revue war, versuchte ich, für Zarah ein Vorsingen zu erreichen. Rhudin warnte mich, ‘Rolf hat einen schlechten Tag, er hat alle rausgeworfen’, und als Rolf mich sah, schrie er ‘Herr Leander, verschwinden Sie’. Aber da erblickte er Zarah im Korridor in ihrem schwarzen Kleid, mit einem grünen Schal und ihren roten Haaren und fragte: ‘Handelt es sich um sie, die Sie mir vorstellen wollen?’“

    Zarah durfte singen, bekam 100 Kronen und konnte am nächsten Tag, an einem Sonnabend, für die erkrankte Margit Rosengren mit dem Lied Wollt Ihr einen Star sehen einspringen. Der Revuekönig Ernst Rolf kündigte seinen neuen Star mit den Worten an: „Sie ist so talentiert, daß ich nicht die Kraft hatte, nein zu sagen. Sie heißt Zarah Leander und diesen Namen muß man sich merken.“

    Wie erfolgreich die nun folgenden Jahre für ihre Karriere wurden, belegt die Tatsache, daß der damals berühmte schwedische Schauspieler Gösta Ekman, der ‘Faust’-Darsteller aus dem Stummfilm von Murnau (1926), darauf bestand, sie 1931 als Partnerin in ‘Die lustige Witwe’ zu bekommen. Franz Lehár wurde um Erlaubnis gebeten, die Gesangspartie der Hanna Glawari, für die Leander von Sopran nach Kontraalt zu transponieren. Er lachte und antwortete: „Eine solche Stimme gibt es nicht, aber bitte, transponieren Sie soviel sie wollen.“

    Sie wirkt in den drei schwedischen Filmen ‘Dantes mysterier’, ‘Falske millionären’, Äktenskapsleken’ mit und spielt auch da wie später bei der UFA den singenden, mondänen Vamp. Am 19. März 1934 entstehen auch die englischen Probeaufnahmen für das Lied I Have Written You A Lovesong.

    Aber auch privat geht es turbulent zu. Nach der Scheidung von Nils Leander geht sie 1932 ihre zweite Ehe mit dem Journalisten Vidal Forsell, einem Sohn des Intendanten der Stockholmer Oper ein. Forsell adoptierte ihre beiden Kinder und gab ihnen seinen Namen. Ihre Hochzeitsreise führt sie nach Berlin. Dies zeigt wie stark ihre Affinität zu Berlin und Deutschland schon immer war.

    Für ihren zweiten Film ‘Der falsche Millionär’ (1931) genügte es bereits nur mit ihrem Vornamen groß auf den Plakaten zu werben. Bis 1936 entstanden sechzig Schallplatten, und schon 1934 lockte Hollywood mit Filmangeboten. Aber Hollywood war ihr, auch als noch keine Angebote von der UFA vorlagen, zu weit. „Ich möchte in Europa bleiben.“  Immer wieder begründete sie damit ihre ablehnende oder doch zumindest abwartende Haltung, ihre Karriere nicht wie Greta Garbo in Nordamerika fortzusetzen. Als nun Max Hansen sie im Sommer 1936 anrief, um ihr das Angebot vorzutragen in Ralf Benatzkys musikalischer Komödie ‘Axel an der Himmelstür’ die Hauptrolle zu spielen, sagte sie intuitiv zu. „Intuitiv wie bei allen wichtigen Entscheidungen“  sagte sie später.

    Sie spielte dann in Wien die Gloria Mills in der Welturaufführung am Theater an der Wien am 1. September 1936, in der Parodie auf Hollywood und die Garbo, und sang die Liedertexte Ich bin ein Starund Gebundene Hände von Hans Weigel.

    Der Weg nach Berlin zur UFA schien dadurch wie vorprogrammiert. Ihr Wunsch, in Europa zu bleiben, erfüllte sich. Was aber aus Europa werden würde, konnte sie nicht ahnen, als sie am 28. Oktober 1936 in Wien ihren Filmvertrag mit der UFA unterschrieb. 

    Als Zarah Leander zusammen mit ihren beiden Kindern am 20. Februar 1937 Berliner Boden betrat, unterbrach sie eine Bühnenkarriere, die sie in Schweden über die mühsamen  Anfangsjahre an die Spitze des Unterhaltungs- und Revuetheaters gebracht hatte. Der Komponist Franz Léhar, der sie in seiner ‘Lustigen Witwe’ nie auf der Bühne, sondern erst Jahre später in Wien in ‘Axel an der Himmelstür’ begutachten konnte, bemerkte zu ihrem Talent in einem Interview für das ‘Svenska Dagbladed’ am 10. September 1936: „Solange es Schauspielerinnen wie Zarah Leander gibt, brauchen sich die Komponisten von Operetten keine Sorgen zu machen. Ich habe mir neulich die zweite Aufführung von 'Axel' im Theater an der Wien angeschaut und ich muß sagen, daß die Leander wirklich einzigartig ist. Sie ist einfach wunderbar. Mit ihrer Persönlichkeit erweckt sie die Bühne zum Leben, sobald sie diese nur betritt. Dies ist etwas völlig Neues für die Wiener, und hat eine unglaubliche Begeisterungswelle ausgelöst.“

    Die Schweden ließen dieses kostbare Juwel nur ungern ziehen. ‘Zarah hat uns verlassen’, lautete eine Überschrift zu ihrer Abreise. Andererseits verfolgte die schwedische Presse mit großem Interesse und zahlreichen Schlagzeilen die Filmkarriere der Leander in Berlin.

    Stolz war man, nach Greta Garbo noch einen Star in die internationale Filmwelt entsandt zu haben. Denselben Weg ging übrigens ein Jahr später eine weitere große Schwedin, Ingrid Bergman.

    Die politischen Verstrickungen, die sich für die Leander aus ihrer UFA-Karriere ergaben, hat man erst viel später wahrgenommen. Selbst als Filme aus Deutschland in Schweden nach Kriegsausbruch 1939 nur reserviert aufgenommen wurden, bildeten Filme mit der Leander eine Ausnahme. ‘Es war eine rauschende Ballnacht’ wurde am 26. Oktober 1939 in Stockholm in Anwesenheit der Leander im festlichen Rahmen vor einem enthusiastischen Publikum uraufgeführt. Unter den zahlreichen prominenten Gästen war auch der deutsche Botschafter. Der Film lief mehrere Wochen vor einem begeisterten Publikum, wie übrigens ein Jahr zuvor schon ‘Heimat’. Dieser Film wurde in der schwedischen Presse ausgesprochen gut rezensiert.

    Zarah strebte also 1937 sicheren Schrittes ‘Zu neuen Ufern’, wie der Titel ihres ersten UFA-Films dies beinahe prophetisch verkündete. Ahnen konnte sie allerdings auch nicht, wie sich ihre Film- und Gesangskarriere in Deutschland entwickeln würde. Ihr neues Publikum hätte sich ebensogut von der üppigen Baß-Amsel abwenden können, die absolut nicht den herkömmlichen Vorstellungen entsprach, die damals die Propaganda von einem deutschen Mädel oder der deutschen Frau schlechthin verbreitete. Daß ihr Anderssein der Möglichkeit einer Flucht aus dem propagierten Alltag entgegenkam war von vornherein nicht einzukalkulieren. Nach drei mißlungenen Filmen (im ersten Vertrag mit der UFA waren vorerst nur drei Filme vorgesehen) wäre sie sicher achselzuckend wieder in ihre schwedische Heimat zurückgeschickt worden. Einzig und allein dem deutschen Publikum, das die Leander so bedingungslos akzeptierte, verdankte sie ihre Vormachtstellung, die ihr schon bald neben den höchsten Gagen den Titel ‘UFA-Star Nummer Eins’ einbrachte. Auf sie zu setzen, war also zunächst ein Experiment. Später wollte sie es zwar nicht mehr wahrhaben, aber vorerst hielt auch sie sich noch eine kleine Tür nach Hollywood offen. Ein Brief vom Max Pfeffer Verlag aus Wien belegt dies.

    Schließlich muß auch noch einmal darauf hingewiesen werden, daß sie, zumindest bis sie das deutsche Publikum hinter sich hatte, alles andere als eine Schauspielerin von Goebbels Gnaden war. Am 16. Januar 1937 notierte dieser in sein Tagebuch: „Weidemanns (Vizepräsident der Reichsfilmkammer) Zarah Leander entpuppt sich als Deutschenfeindin.“ Goebbels spielte wohl in diesem Zusammenhang auf die Zusammenarbeit der Leander u. a. auch mit jüdischen Künstlern an. Hans Weigel z. B. schrieb die Liedtexte für ‘Axel an der Himmelstür’ oder Max Hansen, der Berlin wegen seinen Anti-Hitler-Couplets verlassen mußte.

    Wie Ironie des Schicksals scheint es im nachhinein zu sein, daß all die Menschen, die ihr den Weg nach Berlin-Babelsberg ebneten, mit dem Dritten Reich und ihren Machthabern nichts im Sinne hatten. Die Musik zu ‘Axel’ komponierte Ralph Benatzky, der auch für ‘Zu neuen Ufern’ (auf Zarahs ausdrücklichen Wunsch) die Filmmusik beisteuerte mit den Schlagern Yes Sir,  Ich steh im Regen  und  Tiefe Sehnsucht. Wie Douglas Sirk, der Regisseur von ‘Zu neuen Ufern’ und ‘La Habanera’, emigrierte auch er später aus Hitlerdeutschland. Beide waren mit Jüdinnen verheiratet und hatten nicht nur aus diesem Grund mit den Nazis nichts am Hut. Dies alles muß zur Kenntnis genommen werden, bevor wir uns jetzt ganz den UFA-Filmen, den Portraits, den Partnerinnen und Partnern der Leander widmen. 

    Von den 10 Filmen, die die Leander bis 1942 in Babelsberg bei der UFA drehte, waren fünf Kostümfilme, und nur in ‘Die große Liebe’ (1942) spielte sie in einer zeitgenössischen Rolle, die so angelegt war, daß sich im vierten Kriegsjahr die deutschen Frauen mit der Leander identifizieren konnten. Ihre Karriere befand sich jetzt auf ihrem Höhepunkt. Ihre Lieder Der Wind hat mit ein Lied erzähltKann denn Liebe Sünde seinNur nicht aus Liebe weinenEr heißt Waldemar waren in aller Munde und die Schallplattenauflagen erreichten Millionenhöhe. Viele dieser Titel nahm sie jeweils in deutsch, schwedisch und französisch auf. Aufnahmestudios standen ihr in Berlin, Stockholm und Paris zur Verfügung. Daher konnte sie auch Lieder von Komponisten, die im Reich verboten waren in Stockholm ohne Schwierigkeiten aufnehmen., wie z. B. im April 1938 Bei mir bist zu schön von Shalum Sekunda,

    Im Mai 1940 wählten die Leser einer Schweizer Filmzeitung sie zum Star Nummer Eins. Erst an dritter Stelle folgte ihre Landsmännin Greta Garbo, Marlene Dietrich weit abgeschlagen auf dem achtzehnten Platz. 1939 hatte sie sich mit ihren Film- und Schallplattengagen einen komfortablen Landsitz in Schweden gekauft. Ihre Karriere und ihr Gut Lönö nahmen sie voll in Anspruch. Im Deutschen Reich, das heißt in Berlin, hielt sie sich jeweils nur solange auf, wie sie für Film- und Schallplattenaufnahmen gebraucht wurde. Im Gegensatz zu ihren ausländischen Kollegen, wie der Rökk, der Söderbaum oder Heesters, konnte sie das Reich jeweils ohne Probleme verlassen, da sie ihren schwedischen Paß behielt.

    Sie mußte auch das Gefühl gehabt haben, daß ihre schwedischen Landsleute ihre Karriere im nationalsozialistischen Deutschland akzeptierten, die sich in dieser Zeit in ihrem Zenit befand. So konnte sie während den Dreharbeiten zu ‘Es war eine rauschende Ballnacht’ den Berliner Zeitungen entnehmen, daß sich das schwedische Staatsoberhaupt; König Gustav V.; im Februar 1939 in Berlin aufhielt, um in der schwedischen Gesandtschaft Hermann Goering den höchsten schwedischen Militärorden, das Großkreuz des Schwertordens mit Kette, zu überreichen.

    Vor Drehbeginn zu ‘Die große Liebe’, nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941, telegrafierte Gustav V. an Hitler und wünschte „... großen Erfolg im Niederschlagen des Bolschewismus“.

    Nach Kriegsausbruch verdoppelte Schweden seinen Holzexport nach Deutschland und verfünffachte seinen Zelluloseexport. Die Granaten und Bomben, die die Deutschen auch gegen den dänischen und norwegischen Widerstand einsetzten, wurden zum großen Teil aus schwedischen Eisenerzen hergestellt. Von 1933 - 1945 stammten  sage und schreibe bis zu 40% der Hitlerdeutschen Stahlproduktion von dort. Als Dank für die pünktlichen Lieferungen wurde Schweden bevorzugt von den Deutschen mit Kohle und Koks beliefert und die schwedische Bevölkerung erhielt von diesen Gütern pro Kopf mehr als die Deutschen.

    Interessant ist auch noch zu erwähnen, daß am 5. Oktober 1941 Deutschlands Fußballnationalmannschaft in Anwesenheit des schwedischen Königs in Stockholm 2:4 gegen Schweden verlor. Den Kriegsausbruch selber schien die Leander jedoch mit gemischten Gefühlen aufgenommen zu haben. Goebbels notierte am 11. Januar 1940 in sein Tagebuch: „Frau Leander hat Sorgen wegen ihrer Kinder. Sie fürchtet, daß Schweden in den Konflikt hineingezogen werden könnte. Ich beruhigte sie etwas. Frauen sind gänzlich unpolitisch.“ 

    Den vorletzten Film, den die Leander für die UFA drehte, bevor sie 1943 Deutschland endgültig verließ, war ‘Die große Liebe’ unter der Regie von Rolf Hansen. Der Luftwaffenpilot Paul Wendland (Viktor Staal) lernt die Sängerin Hanna Holberg (Zarah Leander) kennen. Liebe, Trennung, Wiedersehen, erneute Trennung, erneute große Liebe. Das geht so durch das ganze besetzte Europa. Die Lieder Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn und Davon geht die Welt nicht unter haben die Zeit überdauert und sind Evergreens geworden. Nach dem Krieg wurde ihr dieser Film als Propagandafilm angelastet. 

    Reporter: „... Sie haben vor allem in den 30er und in den frühen 40er Jahren in einer ganzen Reihe von Filmen Hauptrollen gespielt, die Welterfolge wurden. Filme, die allerdings bis zu einem gewissen Grad auf der Linie der Partei lagen.“

    Zarah Leander: „Finden Sie, finden Sie?“

    Reporter: „Es gibt Leute, die das sagen.“

    Zarah Leander: „Damals hat man nur Filme gemacht von Liebe und Liebe und Treue und Treue und Liebe und was eine Frau fühlt für einen Mann und ein Mann für eine Frau.“

    Zarahs treuester Textdichter Bruno Balz (1902 - 1988) hat unter dem Vorwurf mit Davon geht die Welt nicht unter ein Durchhaltelied für die Nazis verfaßt zu haben sehr gelitten. Er war alles andere als ein angepaßter Nazi. Sein sexuelles Verhalten entsprach nicht der Norm der damaligen Zeit. Viele Homosexuelle wanderten während des Dritten Reiches ins KZ. Bruno Balz wurde 1941 denunziert. Er war schon drei Wochen in der Prinz-Albrecht-Straße bei der Gestapo und rechnete täglich damit, in ein KZ weitergeleitet zu werden. Da holte ihn der Filmkomponist Michael Jary mit der Begründung heraus, er brauche ihn für den nächsten Zarah Leander-Film. Als Bruno Balz seine Zelle verlassen konnte, fiel ihm die Textzeile Davon geht die Welt nicht unter ein. Er meinte damit die Verfolgung, der er und seine Leidensgenossen ausgeliefert waren. Schon hatte er eine Liedzeile für einen Leander-Schlager. Daß dies im nachhinein so mißinterpretiert wurde, ist besonders tragisch. Ansonsten konnte er sich damit trösten, daß die Kritikerin Karena Niehoff 1973 im Tagesspiegel über die Chansons und Lieder, die zum größten Teil aus seiner Feder stammen, schrieb: „Wie sind diese zum Teil ja wirklich weltläufig, schnodderig, emanzipierten Lieder, ihre hier und da fast süchtigen, schickschleifenden Melodien in die gedrückte Welt der sonst so ehrenpingeligen, kleinbürgerlichen, blauäugig strammen Nazis überhaupt einzubringen gewesen? Dergleichen war doch wohl undeutsches Liedgut und fast schon destruktiv.“

    Aber wieder zurück zu Zarahs Filmkarriere, die sich im Jahre 1942 im Zenit befand. Abermals unter der Regie von Rolf Hansen stand sie für ihren letzten UFA-Film ‘Damals’ an 47 Drehtagen zwischen dem 15. August und dem 1. November 1942 vorerst zum letzten Mal vor einer Filmkamera. Der Film selber ist ein typisches Zarah-Leander-Melodram und gibt dem Star die Möglichkeit, sein urgewaltiges Leidenspathos, das ihre Anhänger auch heute noch so an ihr schätzen, zu entfalten. „Zarah Leander stand für die Schönheit des Leidens, jede Entbehrung schien sie noch schöner zu machen“ (Georg Seeßlen). Die beiden Lieder Jede Nacht ein neues Glück und Einen wie dich könnt ich lieben trägt sie souverän vor, sie bilden die Highlights des Films. Neben ihrem bewährten Partner Hans Stüwe agiert auch der junge, feurige Italiener Rossano Brazzi in seiner ersten Filmrolle als Zarah Leanders Liebhaber. Die Außenaufnahmen fanden in Rom statt. Noch nach Jahrzehnten erinnert sich Brazzi an die Kußszene mit der Leander: „Sie mußte so oft wiederholt werden, daß am Abend meine Lippen schon etwas geschwollen waren.“ Der Leander unterliefen dauernd kleine Patzer, aber beide schienen diese Wiederholungen zu genießen. 

    Während der Dreharbeiten faßte Zarah Leander den Entschluß, ihre Filmkarriere in Deutschland vorerst zu beenden. Sie weihte nur wenige Menschen ein, unter anderem ihren Regisseur Rolf Hansen, der mir dies 1983 für die Filmdokumentation ‘Mein Leben für Zarah Leander’ mitteilte. Zur Uraufführung von ‘Damals’ am 3. März 1943 kam sie zum letzten Mal während des Krieges nach Berlin. Es war längst nicht mehr ihr Berlin - der fortschreitende Krieg und die Bombardierung der Alliierten hatten das Leben in der Reichshauptstadt total verändert. Als die Leander nach der Premierenfeier ihre Grunewaldvilla, einen langgestreckten Bungalow an der Max-Eyth-Straße 12b, in dem sie seit 1941 während ihrer Berlinaufenthalte jeweils residierte, mit ihren Kollegen aufsuchen wollte, brannte schon der von einer Brandbombe getroffene Küchenflügel lichterloh. Mit der Hilfe der Feuerwehr war nicht zu rechnen, ganz Berlin schien zu brennen. (Die Villa Am Wildpfad 24, die sie von 1937-1941 bewohnte, steht heute noch und wird z.Zt. als Altenpflegeheim genutzt.) Zarah Leander, die glaubte, sich aus der Politik heraushalten zu können, sah sich jetzt zum ersten Mal mit der realen Kriegswirklichkeit konfrontiert. Das Glück wohnte für sie nicht mehr in Berlin, der Abschied fiel daher nicht schwer, zumal sie sich in Berlin ja immer nur als Gastarbeiterin fühlte. Ihre Familie wohnte längst in Sicherheit auf ihrem Gut Lönö in ihrer Heimat, dem neutralen, vom Krieg verschonten Schweden. Dorthin kehrte sie im April 1943 mit der Fähre von Saßnitz nach Trelleborg zurück. Vorher nahm sie noch die beiden Lieder aus dem Film ‘Damals’ auf Schallplatte auf.

    Die ersten Comeback-Versuche nach dem Krieg fanden 1947 statt. Die österreichische Zeitung ‘Film’ meldete am 14. April 1947: „Zarah Leander wird in Wien filmen. Sie wird ihren ersten Film nach Kriegsende in Wien drehen und damit die neue Karriere einer anderen, schöneren und noch faszinierenderen Zarah Leander wieder in Wien starten. Regisseur Huebler-Kahla hat mit der Künstlerin einen Vertrag über zwei Filme abgeschlossen, deren erster Mitte August am Rosenhügel ins Atelier gehen wird. Die Vorbereitungen für diesen Film haben begonnen. Beide Filme werden gehaltvolle ‘Frauenfilme’ sein, und einer unserer großen Regisseure wird sie inszenieren.“

    Diese und noch andere Filmpläne scheiterten, weil „... die österreichische Gesellschaft in Stockholm bei der dortigen österreichischen Gesandtschaft dagegen protestierte, daß die schwedische Filmschauspielerin Zarah Leander in diesem Herbst in Wien filmen soll. In dem Protest wird auf die enge Beziehung Zarah Leanders zu dem einstigen Reichspropagandaministerium hingewiesen. (‘Film’, April 1947)

    Die Zeitungen beschäftigten sich in diesen Jahren gerne mit dem ‘Fall Leander’. Die wildesten Spekulationen wurden verbreitet. So meldete z. B. ‘Die Welt’ am 26. Februar 1947 aus Paris: 

    „Paris erwartet Zarah Leander. Das Rätsel ihrer Tätigkeit während des Krieges von unserem Auslandskorrespondenten.

    AM. Paris 25. Februar (eigener Bericht) - Zarah Leander wird in der nächsten Woche in Paris erwartet. Fast alle Pariser Zeitungen beschäftigen sich eingehend mit ihr und mit ihrer Tochter Vera (Boel), die bereits seit 14 Tagen in Paris weilt. ... Zarah Leander wird als die größte Darstellerin von Spioninnen in Filmen gewürdigt. Einige Zeitungen, darunter ‘France Dimanche’, behaupteten, daß Zarah Leander zwei Jahre lang bei Hitler zu Gunsten Stalins Spionage betrieben habe. Die französischen Zeitungen gefallen sich darin, die Karriere Zarah Leanders, die auf eine recht originelle Weise begann, zu schildern. Sie gewann in einem Wiener Nachtlokal bei einem Schönheitswettbewerb zur Ermittlung der schönsten Brust den 1. Preis. Damit begann ihre Karriere, die sie schnell zum Film brachte. Als der Krieg ausbrach war Zarah Leander die beliebteste Schauspielerin der UFA und spielte in fast allen deutschen Propagandafilmen mit. Sie hatte Zutritt bei Goebbels, Goering und Hitler und wurde in den Jahren 1940 bis 1942 bei allen offiziellen Empfängen in Gesellschaft von Goebbels, Goering und Hitler gesehen, ja sie galt zeitweise sogar als die Favoritin Hitlers, der ihr jeden Wunsch erfüllte. Als ein Kriminalbeamter sie mit Argwohn verfolgte, setzte sie es durch, daß der Mann sofort versetzt wurde. Ende 1942 verließ sie plötzlich Deutschland, nachdem ihre Wohnung ausgebombt war, und ging nach Schweden, wo sie auf ihrem Besitz in Stockholm oder auf der Jagd ein zurückgezogenes Leben führte. Es wird auch behauptet, daß sie den Engländern Nachrichten über deutsche Truppenbewegungen in Norwegen und Dänemark vermittelt hat. Später suchte sie in Stockholm wieder Anschluß an die Bühne. Und nun, fünf Jahre später, kommt sie wieder nach Deutschland. Sie sang im Oktober 1946 für die sowjetischen Behörden im Berliner Sender und wird jetzt in Paris erwartet, wo man große Empfänge für sie vorbereitet.“

    Dieser Artikel ist so aberwitzig komisch, daß er der Nachwelt erhalten werden muß, aber auch fatal, da er nur Unwahrheiten verbreitet. Es wurde und wird bis zum heutigen Tag immer wieder versucht, die Leander in die intimste Nähe der NS-Größen zu plazieren. Würde es aber nur ein einziges Bild von ihr mit dem Führer geben, es würde bei jeder sich bietenden Gelegenheit publiziert werden. Die Leander hat bis zu ihrem Lebensende immer wieder versichert, dem Führer nur zweimal begegnet zu sein. Einmal freiwillig in München bei einem ‘Empfang für Künstler’, das zweite Mal unfreiwillig 1939 bei der Premiere für den Film ‘Das Lied der Wüste’, als Hitler mit Gefolgsleuten unerwartet im selben Lokal auftauchte, in dem das Filmteam feierte. 

    1947 stand die Leander zum ersten Mal nach dem Krieg wieder vor Publikum. In Rom pflegte man damals den Brauch, vor dem Hauptfilm im Kino ein Varietée-Programm zu präsentieren. In einigen dieser Vorprogramme war die Leander Stargast. Sie war sich dafür nicht zu schade. Sie wollte endlich einmal wieder vor einem Publikum stehen. 

    Oft besuchte sie in dieser Zeit auch die Schweiz. Ihr Erscheinen im mondänen Skiort St. Moritz sorgte für besonderes Aufsehen, zumal sie in großer Robe, Sonnenbrille, Zigarettenspitze und in Begleitung ihrer erwachsenen Kinder zu sehen war. In der Schweiz traf sie auch auf den Komponisten Ralf Benatzky, der ihr ein Auftreten beim Genfer Rundfunk vermittelte. Hier entstanden dann ihre ersten Nachkriegsaufnahmen. Am 24. Oktober 1947 nahm sie die beiden französischen Titel Triste Sérénadeund Valse de souvenir auf, sowie die deutschen Lieder Frag’ mich nicht, ob ich dich liebe und Laß mich gehn’.

    Die Nachkriegskarriere begann sich zu entwickeln. Bern, Basel und Zürich waren die nächsten Stationen für Konzertauftritte,  die Kritiker hatten nur lobendes zu berichten: „Wenn der große Casino-Saal bis zum letzten Platz ausverkauft ist, dann will das für Bern etwas heißen, aber Zarah Leander ist schließlich ein Name, der auch heute noch Zugkraft besitzt. Charmant, einmalig im Timbre ihrer Stimme und eben nicht nur Sängerin, sondern auch eine Schauspielerin von großem Format: wie wir sie vom Film her kennen, so ist sie geblieben. Die Chansons zeichneten sich durch vollendete Dynamik aus und zogen das Publikum in ihren Bann. Mit tobendem Beifall dankten die Zuhörer der Künstlerin nach jedem Vortrag und als die Ovationen zum Schluß des Konzertes nicht enden wollten, verabschiedete sich Zarah Leander mit einer sehr netten Geste, indem sie als Beigabe das Lied ‘Sag nicht Adieu, sag nur Aufwiedersehen’ vortrug.“ (Der Bund, 4. März 1948)

    1948 trifft sie wieder mit dem Komponisten Michael Jary zusammen. Eine große Tournee durch Deutschland wird vorbereitet. In einem Interview in Zürich am 1. November 1948 erklärt sie: „Ich freue mich auf Deutschland. Wo sollte ich lieber singen, als in dem Land, aus dem meine Lieder kommen, die mich zu dem machten, was ich geworden bin? Leider verzögert sich meine Reise und meine Ungeduld wächst. Ich lebe in meinen Liedern, sie bedeuten mir alles. Wenn man mir daraus einen politischen Vorwurf machen will, wie das hie und da geschieht, verstehe ich das nicht. Da ich Deutschland liebte, dort filmte und sang, war Deutschland für mich immer eine zweite Heimat.“

    Ihre erste Nachkriegskonzertreise 1948/49 gestaltete sich zu einem Triumphzug. Begleitet wurde sie von Michael Jarys vierzig Mann starkem Filmorchester. „... Es ist charmant von ihr, die Deutschen jetzt zu besuchen, wo wir so gar keine Beliebtheit und kein Ansehen genießen, und uns ein paar Lieder vorzusingen, wenn es auch meist sentimentale Lieder sind, die uns erinnern, aber nicht trösten“, bemerkte dazu die Wochenzeitung ‘Die Zeit’ am 17. Februar 1949. 

    Am 5. August 1949 konnte sie endlich auch in ihrer Heimat Schweden in Malmö auftreten. „Als der Vorhang auseinanderflatterte warf sie die rote Mähne zurück, ließ das neue Abendkleid im Licht der Scheinwerfer auffunkeln und begann mit Ralf Benatzkys ‘Yes Sir!’ 1700 Besucher klatschten so begeistert Beifall, daß es lebensgefährlich gewesen wäre, gegen diese Wogen zu schwimmen. Nach 13 Jahren haben wir sie wieder, diese einzigartige Frau mit dieser einzigartigen Stimme. Wir dürfen uns glücklich preisen, daß sie zu uns gehört, obwohl sie hinterher verriet, am liebsten ginge sie wieder nach Deutschland filmen. Mit solchen und ähnlichen Worten feierte die schwedische Presse das Wiederauftreten Zarah Leanders auf den Bühnen ihrer Heimat, genau gesagt im Stadttheater von Malmö. Ihr Erfolg scheint den Bann gebrochen zu haben, in den Schweden seine große Künstlerin getan hatte, als die Mär ausgesprengt wurde, sie sei nicht nur für den deutschen Film, sondern auch für die deutsche Spionage tätig gewesen. Ihr Wunsch, wieder in Deutschland zu filmen, dürfte nicht unerfüllbar sein. Der treue Husar aus dem Norden ist noch immer so zugkräftig wie je, auch wenn sich die Filmehren inzwischen mit Schwiegermutterwürden gepaart haben. In Malmö verabschiedete sich Zarah von den Zuhörern mit Cole Porters Schlagerlied ‘Wunderbar’. Dieser versteckte Dank soll die Gemüter bis auf die Schuhsohlen aufgerührt haben.“ (‘Welt’, August 1947)

    Jetzt war auch der Weg nach Berlin frei. Am 14. August 1949 gab sie hier ihre ersten Konzerte. 

    Vom ‘Volksblatt Berlin’ wurde sie gefragt: „... warum sie nach Berlin gekommen sei. Sie sagte lächelnd: Ich liebe mich selbst und wollte mir selbst diese Freude bereiten. Und Michael Jary fügte hinzu, daß Frau Leander Deutschland, das sie berühmt gemacht habe, zu großem Dank verpflichtet sei. Sie liebe Deutschland und wolle deshalb ihren ersten Nachkriegsfilm wieder in Deutschland drehen. Es liegen Angebote aus Hamburg und München vor.“ Das Publikum in der Riesenhalle des Corso-Theaters war am Sonntag genauso von Zarah Leander begeistert, wie dasjenige am Abend zuvor in der Filmbühne Wien.

    Einer Nachkriegsfilmkarriere stand nun nichts mehr im Wege. Nach mehr als 7 Jahren stand die Leander ab dem 5. Januar 1950 wieder vor einer Filmkamera.

    Unter der Regie von Geza von Cziffra spielte sie in dem Film ‘Gabriela’, den die Real-Film aus Hamburg produzierte, eine mondäne Barsängerin mit dunkler Vergangenheit. Der Produzent Walter Koppel gründete mit seinem Kompagnon Gyula Trebitsch 1947 die Real-Film. Koppel wurde während des 3. Reiches als ‘Linker’ inhaftiert und hatte die Diktatur im KZ Fuhlsbüttel überlebt. Trebitsch, als Jude von den Nazis verschleppt, erlebte das Kriegsende im KZ Wöbbelin bei Ludwigslust. Ihre leidvollen Erfahrungen mit dem vergangenen Regime waren für sie kein Hinderungsgrund, jetzt den einstigen UFA-Star Nr. 1 unter Vertrag zu nehmen. 

    Es wurde ein typischer Zarah Leander-Film, zusammengebaut aus diversen Erfolgsfilmen der UFA-Zeit: Einige Szenen erinnern an ‘Die große Liebe’, andere an ‘La Habanera’ oder an ‘Heimat’Nur der Star, die Diva, das Leander-Filmgesicht, hatte etwas von der klassischen Filmschönheit eingebüßt: es war sieben Jahre älter geworden. Die ganz große Großaufnahme (neben der Stimme wichtigster Bestandteil und Höhepunkt eines jeden Leanderfilms) war nicht mehr möglich. Trotzdem strömten die Menschen in die Kinos, wurde dieser erste Nachkriegsfilm (was leider oft unterschlagen wird) von den Besucherzahlen her ein Riesenerfolg. ‘Der Spiegel’ berichtete über die Verleihgeschäfte: „‘Die Zarah verkoof ick, doch mit zugebundenen Oogen’, sagte ein Verleihagent im Falle ‘Gabriela’. Die sonst vorsichtigen Verleihagenten verlangten für den neuen Zarah Leander-Film nicht einmal Prospekte. Die westdeutschen Kinobesitzer rissen sich förmlich um ‘Gabriela’. Mehrere Male wurde der Film gleich zweimal in einer Stadt verkauft. In sämtlichen 42 bundesdeutschen Großstädten geht ‘Gabriela’ nach der Voraufführung  am 6. April in Zürich und Frankfurt, zu Ostern über 50 Leinwände. In Walter Koppels Hamburger Realstudio, in denen dieser teuerste DM-Film von Ceza von Cziffra gedreht wurde, ist man mit den Gabriela-Aussichten zufrieden. Der teuerste, äußere Rahmen um den teuren Star hat sich schon gelohnt. Nach den gelungenen deutschen Verleihgeschäften gibt sich die ausländische Kundschaft die Türklinke in die Hand. Verträge mit acht europäischen Ländern sind bereits unter Dach gebracht worden. Mit Spanien wird noch verhandelt, und Südamerika zeigt sich hochinteressiert. Man rechnet mit dem notorischen Erfolg einer Zarah Leander-Geschichte mit obligater Zarah Leander-Stimme. Beides steht im Drehbuch. Gehobene Gesellschaftskreise und Varieté-Garderobe, großes Orchester und Jazzkapelle, Chanson und Wiegenlied. ‘Es gibt keine Frau, die nicht lügt’ und ‘Wenn der Herrgott will’. Alte Leander-Traditionen.“

    In den ersten drei Wochen hatten bereits 1.203.694 Kinobesucher den Film gesehen. In der Jahresbilanz stand er nach ‘Schwarzwaldmädel’ und ‘Der dritte Mann’ an dritter Stelle. (Welche deutschen Filme können heute diese Besucherzahlen vorweisen?) Die Kritiker allerdings waren weniger begeistert. Besonders Zarahs Kostümierung wurde als ungünstig empfunden - die Leander mußte manche Häme einstecken. Mit der immer noch faszinierenden, wenn auch inzwischen noch tieferen Stimme, befaßte sich kaum ein Rezensent. Vielleicht ahnte damals niemand, daß diese Stimme auch noch dieses Jahrhundert überleben würde. 

    Die Leander hatte jetzt erst mal vom Filmen die Nase voll. Da sie sich vor Angeboten für Konzertauftritten in aller Welt nicht retten konnte, begab sie sich 1951 erstmals auf eine ‘kleine Welttournee’.

    Zarah Leander: „Ja, ich fuhr Anfang Januar nach Athen, um da drei Konzerte zu geben. Aus den drei Konzerten sind aber 62 geworden. Danach bin ich in der Türkei, Kairo und Alexandria, gewesen und bin dann über die Schweiz zurück nach Wien gekommen.“

    Reporter: „Haben Sie in allen Städten in deutscher Sprache gesungen?“

    Zarah Leander: „Ich habe überall in deutsch,  französisch, englisch und schwedisch gesungen.“

    Reporter: „Gnädige Frau, Wien ist ja, soviel ich weiß, nur eine Zwischenstation, denn Sie haben ja die Absicht, ich möchte sagen, die fast weltumspannende Tournee fortzusetzen, und von Wien aus dann gleich nach Südamerika weiterzufahren. Was haben Sie alles in Südamerika vor?“

    Zarah Leander: „Ja, ich will da singen.“

    Reporter: „Ja, aber in welchen Städten werden Sie singen?“

    Zarah Leander: „Ich fange in Buenos Aires an, das ist eigentlich alles, was ich weiß. Und ich bleibe ein halbes Jahr ungefähr dort“.

    Reporter: „Gnädige Frau, wir haben Sie aber in Österreich meistens nur von der Leinwand aus bewundert und in diesem Zusammenhang möchte ich Sie fragen, ob Sie Ihre Filmarbeit ganz vergessen haben, denn Ihr letzter Film ‘Gabriela’ hat in Wien wirklich gut eingeschlagen und die Wiener haben Sie mit Freuden wieder auf der Leinwand begrüßt. Werden Sie dann weiterfilmen?“

    Zarah Leander: „Ja klar, ich werde weiterfilmen. Aber ich weiß noch nicht wann, weil ich, wie gesagt, jetzt diese Konzertreise vor hab. Aber mal werde ich wieder filmen.“

    Reporter: „Gnädige Frau, Ihre Heimat ist ja Schweden. Ich nehme an, daß Ihre Heimat etwas zu kurz kommt, denn wann sind Sie überhaupt zu Hause?“

    Zarah Leander: „Oh, ich war - im vorigen Jahr habe ich eine Tournee durch ganz Schweden gemacht, auch das erste Mal seit 13 Jahren.“

    Reporter: „Und diese Tournee hat so ein starkes Echo ausgelöst, das sogar bis nach Österreich gedrungen ist. Gnädige Frau, haben Sie auch vielleicht einmal die Absicht, wieder auf einer Bühne zu stehen, denn in Wien haben Sie ja mit ‘Axel an der Himmelstür’ Ihr Debüt gemacht.“

    Zarah Leander: „Das war schön, für mich wenigstens,  die Premiere werde ich nie vergessen von ‘Axel an der Himmelstür’. Ja freilich, ich möchte gerne wieder Theater spielen, aber, wie gesagt, jetzt habe ich nur die Konzerttournee vor.“

    Reporter: „Gnädige Frau, noch zum Schluß, sagen Sie uns in einem kurzen Satz, welchen Gesamteindruck haben Sie hier gewonnen?“

    Zarah Leander: „Daß Wien Wien ist.“ 

    Reporter: „Wir danken Ihnen vielmals, gnädige Frau, und wünschen Ihnen auch weiterhin für Ihre Tournee viel Erfolg und hoffen, daß Sie wieder bald, bald nach Wien kommen.“

    In München Geiselgasteig beginnen im September 1952 die Dreharbeiten für ihren zweiten Nachkriegsfilm, ‘Cuba Cabana’. Diesmal sollte alles anders werden, mal kein Mutter-Tochter-Drama. Dafür bekommt die Leander als ‘jungen’ Liebhaber (Jahrgang 1915) O.W. Fischer zur Seite gestellt, dessen Karriere sich in dieser Zeit rasant entwickelt. Die Außenaufnahmen fanden in Madrid statt, die spanische Presse feierte den Star, es gab sogar einen Empfang beim Oberbürgermeister. Da Rolf Hansen, Zarah Leanders bewährter Spielleiter aus großer UFA-Zeit, nicht überzeugt werden konnte, Regie zu führen, übernahm dies Fritz Peter Buch. Dazu fällt mir der Satz ein: Zarah ist immer nur so gut, wie das Team. Aber es sind die fünf Lieder, getextet von Bruno Balz, die die Leander zwischen Resignation, Leidenschaft und Sehnsucht vorträgt, die diesen Film heute noch sehenswert machen. Im ‘Filmecho’ vom 24. Januar 1953 hieß es dazu u. a.: „Der Film, der weder im Thema noch in der Durchführung ganz an die früheren großen Leander-Filme heranreicht, gewinnt allerdings durch Darsteller wie Paul Hartmann und O.W. Fischer eine gewisse Kontur. Um seinen geschäftlichen Erfolg aber braucht kein Theaterbesitzer bange zu sein. Die bisherigen Aufführungen bewiesen, wie sehr der Name der Künstlerin das Publikum in seinen Bann schlägt.“

    Aus meiner Sicht endet die Filmkarriere der Leander 1953. ‘Ave Maria’ ist diesmal wieder ein typisches Leander-Melodram, die Stimme kann sie in zwei gelungenen, verruchten Chansons (Text Bruno Balz) und einem zarten Liebeslied voll zur Geltung bringen, dazu zweimal das Ave Maria von Bach - Gounod mit Inbrunst vortragen. Die ‘Filmwoche’ vom 26.9.1953 bemerkt dazu: „Zarah Leander, von Flitter umblitzt, verhangenen Blickes, spielt ihre Rolle zwischen bangendem Mutterherzen, zerbrochener Vergangenheit und unverlegener Animiermamsell mit tränenreicher, bisweilen gerüttelter dramatischer Glut.“

    Fürwahr, dieser Film bringt in einigen Szenen die dramatische Intensität der Leander voll zur Geltung, zum Beispiel, wenn sie vor einem Gesangsauftritt mit der Zigarettenverkäuferin in einen Disput gerät. Einem Regisseur von Welt wäre es sicher gelungen, hier anzusetzen und den Vulkan Leander, die mich in dieser Szene an die wunderbare italienische Schauspielerin Anna Magnani erinnerte, (auch die Leander bewunderte sie sehr) zu neuen Ufern zu führen. 

    1954: In einem Gedenk- und Erinnerungsfilm an den Komponisten Theo Mackeben, der ein Jahr zuvor verstorben war, übernahm die Leander eine Episodenrolle und sang zwei Lieder, die dieser für sie komponiert hatte: Eine Frau wird erst schön durch die Liebe und Nur nicht aus Liebe weinen. In dieser kurzen Szenen war sie gelöst und humorvoll wie selten.

    Was danach kam (1959 ‘Der blaue Nachtfalter’ und 1966 wieder eine Episodenrolle in der deutsch-französisch-spanischen Produktion ‘Das gewisse Etwas der Frauen’) hatte mit der eigentlichen Filmkarriere der Leander nichts mehr zu tun. Das Filmgesicht, das von dem Kameramann Franz Weihmeyer (1903 - 1969) in ihrer Glanzzeit jeweils so wunderbar porträtiert werden konnte, war nicht mehr vorhanden, die Stimme wurde zum Teil zu brachial eingesetzt.

    Trotzdem: kein Film ihrer Nachkriegsjahre wurde von den Einspielergebnissen her ein Mißerfolg, obwohl dies fälschlicherweise oft so dargestellt wird.

    Die Filmkarriere war zu Ende. Was früher einem Sakrileg gleichgekommen wäre, war jetzt Fakt: Der Filmstar Leander flimmerte ab 1960 vermehrt über den damals noch kleinen Bildschirm. In Schweden hieß eine Show ‘Madame’ (1960), in der Bundesrepublik sah man sie 1962 in ‘Zarah Diva’ (ARD) ihre Lieder vortragen. 1964 spielte und sang sie in dem Musical ‘Das Blaue vom Himmel’ (ZDF), das der aus der Emigration zurückgekehrte Friedrich Hollaender (‘Der blaue Engel’) komponierte. Für die Leander schuf er zwei wunderbare Chansons: Mir war die Liebe immer so sympathisch und Das elektrische Klavier. 1978 war ihr letzter Live-Fernsehauftritt. 

    Das Glück der Leander: sie war im Gegensatz zur Garbo nicht nur eine Filmschauspielerin, sie kam von der Bühne und kehrte nun wieder dahin zurück. Sie besaß eine ungeheure Ausstrahlung, eine Bühnenpräsenz, die die Zuschauer schon gefangennahm, bevor die Stimme erklang.

    Ihr ständiger Begleiter als Dirigent und am Flügel war ab 1956 der Kapellmeister Arne Hülphers, der über viele Jahre auch ein eigenes Orchester hatte. Die beiden hatten auf Zarahs Initiative im Januar 1956 geheiratet. Es war keine Liebes-, es war eine Vernunftehe. 

    Die Leander, die seit 1946 von ihrem zweiten Ehemann Vidar Forsell (1904 - 1971) geschieden war, mußte es sehr getroffen haben, daß sich zwei weitere Männer, zu denen sie sich hingezogen fühlte, jüngeren Frauen zuwandten.

    Der Komponist Michael Jary (1906 - 1988), mit dem sie 1954 die letzte erfolgreiche Tournee unternahm, verliebte sich 1953 in die junge, schlanke, elegante Christina Michaelis, die er später auch heiratete.

    Der zweite Mann, den sie Arne Hülphers vorgezogen hätte, der junge Harry Heidemann (1926 - 1965), war ihr Manager. Heidemann hatte früher für Jary gearbeitet und begann 1951 für die  Leander zu arbeiten. Seit diesem Tag wich er nicht mehr von ihrer Seite, begleitete sie um die halbe Welt, verbrachte auch schöne Zeiten auf Lönö und unterstützte sie sicher nicht nur beruflich.

    1955 wechselte Heidemann erst als Manager, danach auch als Lebensgefährte zur jungen, erfolgreichen Sonja Ziemann. Daher war Arne Hülphers (1903 - 1978) dritte Wahl. Der zweifelsohne vorzügliche Pianist hoffte aber, daß sich die Leander nach ihrem 50. Geburtstag zurückziehen würde. Seinen Lebensabend stellte er sich auf dem herrlichen Gut Lönö an der schwedischen Ostseeküste vor, dort wollte er zusammen mit seinem Bruder seinem Hobby frönen: Angeln. Dazu ist er kaum gekommen. Die Leander schleppte ihn von Konzert zu Konzert. Auch die Musicals mußte er dirigieren, ist aber dabei - wie Kritiker bemerkten - öfters auch eingeschlafen. Fazit: Die Alterskarriere der Leander hat er leider nicht positiv beeinflußt. In einem Interview für das ZDF Sonntagskonzert im März 1978 berichtete er außerdem: „Wir sind 25 Jahre verheiratet (22 Jahre), aber die große Liebe kam erst 15 Jahre später“,worauf die Leander etwas irritiert meinte: „Das wußte ich nicht“.

    Am 15. März 1957 gastierte die Leander aus Anlaß ihres 50. Geburtstages in dem berühmten Stockholmer Varieté Berns, in dem auch die Dietrich aufgetreten ist. Für diesen Auftritt wurde ihr extra ein Chanson auf den Leib geschrieben: Jäg har blivit mycket bättre, zu deutsch: Ich bin viel besser jetzt in meinen alten Tagen, in dem sie ihre Karriere beschreibt, besingt, belächelt. Zarah Leander machte sich zur Feier des Tages über ihre Lorbeeren von gestern lustig. Diverse Male mußte sie den Refrain wiederholen, so begeistert applaudierte das vornehme Stockholmer Publikum. Sie trug ein brilliantenbesetztes Spitzenkleid, dazu eine aus Weißfüchsen gearbeitete bodenlange Stola und ein Diamantendiadem als Krone auf dem tizianroten Haupt. 

    Auch in der Bundesrepublik, wo sie bisher meistens als Stargast mit Schlagerparaden auf Tourneen war (u. a. mit Ivan Rebroff, René Kollo, Roberto Blanco oder Rudi Carell), wurde sie jetzt von den wenigen Spitzenvarietés, die es noch gab, für eine hohe Gage engagiert. Sechzigmal stand sie dadurch jeweils pro Monat auf den Brettern, die ihr die Welt bedeuteten. Die Schlagzeilen zu diesen Auftritten lauteten: „Zarah Leander eroberte Hannover im Sturm. Georg-Palast täglich ausverkauft. Ovationen im Haus Vaterland (Hamburg). Zarah Leander stürmisch gefeiert. Rosen und Tränen um Zarah, immer noch ein großer Star, Zarah Leander gastiert in Aachen (Varieté Kaiserhof Köln: Jubel um Zarah Leander. Das Wunder Zarah Leander). Die Gastspiele mußten immer wieder verlängert werden und selbst die abgedankte Kaiserin Soraya, die in Köln weilte, ließ es sich nicht nehmen, der Leander zuzujubeln. Aber auch im Stockholmer Varieté Berns war sie nun Jahr für Jahr Stargast. Dazu kamen im Sommer in Schweden Gastspiele in den Volksparks, d. h. Freilichtbühnen, die in Skandinavien Tradition haben. 

    Von 1958 - 1978 präsentierte sie sich außerdem in Musicals oder Operetten, die teilweise sogar für sie geschrieben und komponiert worden sind, in Wien, München, Hamburg, Berlin, Göteborg und Stockholm einem begeisterten Publikum. Peter Kreuder entwarf die Musik für ‘Madame Scandaleuse’ (1958 und 1959) und ‘Lady aus Paris’ (1964 und 1965), die Texte kamen von Ernst Nebhut und Karl Farkas, die Lieder, an die man sich erinnert Frauen sind schwer zu durchschauen, Ich bin eine Frau mit Vergangenheit und Mich hat die Welt kaltgestellt. Ohne die Leander wären diese Stücke nie über eine Bühne gegangen. Dies gilt auch für das Musical ‘Wodka für die Königin’ (1968 und 1969) von Peter Thomas, Ika Schafheitlin und Helmut Gaur, das der Leander so sehr auf den Leib geschrieben wurde, daß es ohne sie nicht vorstellbar ist. Überlebt hat, da es sich um ein typisches Leanderlied handelt, nur der Song Das ist die große Zeit, mit dem die Leander ihr ganzes Leidenspathos entfalten konnte. 

    Ein Glücksfall war außerdem ihr Auftritt als Manon Falconetti in ‘Eine Frau, die weiß was sie will’ (1960 und 1961) von Oskar Straus mit dem Chanson Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben. In dieser Rolle stand sie schon 1933 in Schweden auf der Bühne. 

    Ihre allerletzte Rolle spielte sie 1975 und 1978 in dem Musical ‘Das Lächeln einer Sommernacht’ von Stephan Sondhein und Hugh Wheeler. Als eine verflossene Mätresse von Königen hatte sie auch zu sagen: „Skål auf das Leben und die einzige andere Realität: auf den Tod!“ Soweit war es aber noch nicht, obwohl die Altersgebrechen ihres Körpers auf der Bühne nicht mehr zu übersehen waren und in einem krassen Gegensatz zu der immer noch mächtigen Stimme standen. Die Wiener Kritikerin Hilde Spiel registrierte dennoch: „...Da ist, hinter einem einigermaßen zerrütteten, nachgerade menschenfresserischen Charme jedenfalls Kompetenz und Präsenz zu spüren.“

    Vor dieser letzten Bühnenrolle hatte sie sich schon 1973/74 mit einer großen Abschiedstournee von ihrem Publikum verabschiedet. 

    Reporter: „Nun, Sie sind seit nahezu 50 Jahren im Showgeschäft tätig, gnädige Frau, und Ihre Anhänger sind nicht nur ältere Menschen, sondern auch neuerdings sehr viele junge, junge Leute, die z. T. Ihre Filme gar nicht gesehen haben. Wie erklären Sie sich dieses Phänomen?“ 

    Zarah Leander: „Mein Leben besteht nicht nur aus Filmen, das tut es absolut nicht. Ich habe ja unerhört viele Konzerttourneen gemacht und ich habe das Glück, und das ist ein Glück, daß so viele junge Menschen in meine Vorstellungen kommen. Das schätze ich nicht nur, sondern ich liebe das.“

    Reporter: „Nun, Ihre letzte Tournee war ja vor noch gar nicht so langer Zeit vor ein paar Monaten und Sie haben diese Tournee als Ihre Abschiedstournee bezeichnet.“

    Zarah Leander: „Oooooooooooooooooh, jetzt muß ich was sagen. Ich sage es auf der ganzen Welt. 176 mal bin ich auf der Abschiedstournee aufgetreten, und ich habe jeden Abend gesagt, daß ich nicht weggehe  von der Bühne, aber daß ich als Tourneefrau nicht mehr mitmache, weil es ganz einfach zu anstrengend ist. Ich kann es nicht mehr. Einen Tag in Hamburg, den anderen Tag in Amsterdam, den dritten Tag in Zürich. Aber Gastspiele oder wie es heißt Galas oder Punktvorstellungen werde ich machen, also lügen tue ich nicht, weil Lügen haben kurze Beine.“ 

    Zarah Leander: „Ich wäre Wäscherin oder Köchin geworden oder irgend etwas. Mit der Urkraft, die wir haben, wir da oben in Skandinavien, die haben wir nämlich. Ich habe alles gekriegt, was ich mir wünschte im Leben. Vielleicht gibt es Sachen, die nicht so gut gelaufen sind - familiäre Sachen. Aber als Künstlerin habe ich alles erreicht. Ich beklage  mich über nicht, auch nicht daß ich ein bißchen kurzsichtig bin, so kleine Sachen, das ist nichts.“ 

    „Ich glaube, ich würde eingehen, wenn ich in meinem sehr geliebten Vaterland auf einem Schloß in Schweden sitzen würde mit schönen Sachen um mich herum und mit der Familie. Ich bin ein Zirkuspferd. Ich würde eingehen. Ich möchte auf der Bühne oder vor der Kamera oder vor dem Publikum bis zum letzten Atemzug stehen.“

    Dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung. 

    Im Sommer 1978 gastierte sie wieder einmal im Stockholmer Vergnügungspark Gröna Lund, wie immer begleitet von ihrem Gatten Arne Hülphers am Klavier. Nach einem Konzert in der Nacht zum 24. Juli starb er an Herzversagen. Erst wollte die Leander nie mehr auftreten, ließ sich aber überreden, in der schwedischen Inszenierung von ‘Das Lächeln einer Sommernacht’ nochmals die Rolle der Madame Arnfeldt im Stockholmer Folkan-Theater zu übernehmen, mit der sie 1975 in Wien brillierte. Die Premiere fand am 14. September statt, die Leander wurde gefeiert. Am 10. Oktober vor einer Vorstellung erleidet sie ihre erste Gehirnblutung. Eine große Karriere fand ihr Ende. 

    Am 16. Juni 1979 gab Zarah Leander ihre letzte Pressekonferenz. Dort erklärte sie ihren endgültigen Abtritt von der Bühne: „Ihr werdet mich nie mehr in einer Theaterrolle oder mit einem Mikrofon sehen.“  Sie verabschiedete sich mit den Worten aus ‘Das Lächeln einer Sommernacht’, ihrer letzten Theaterrolle, die sie wegen ihrer Krankheit aufgeben mußte: „Die Somernacht hat nur noch ein Lächeln übrig, ein Lächeln für die Alten, Schwermütigen und Einsamen.“

    Von diesem Lächeln zehrte Zarah Leander in den letzten beiden Jahren. Sie zog sich auf ihr Gut Lönö an der südschwedischen Ostküste zurück und wollte nur noch Besuch von ihrer Familie und ihren allerengsten Freunden. Hin und wieder kam sie auch in ihre Stockholmer Wohnung. Sie war aber an den Rollstuhl gefesselt, hatte Sprachschwierigkeiten und mußte immer wieder in das Krankhaus.

    Am 23. Juni 1981 - kurz vor vier Uhr früh - hat ihr Herz aufgehört zu schlagen. Die Presseagenturen meldeten: „Die schwedische Filmschauspielerin und Sängerin Zarah Leander ist am Dienstagmorgen in einem Krankenhaus bei Stockholm im Alter von 74 Jahren gestorben. Als Ursache für den Tod der Künstlerin, die Anfang Mai in das Krankenhaus eingeliefert worden war, gaben die Ärzte die Folgen einer Gehirnblutung an.“

    Noch einmal rauschte es gewaltig im Blätterwald. Alle Publikationen berichteten an herausragender Stelle über ihr Leben und ihre Karriere, schwedische Zeitungen druckten Extrablätter. Einig waren sich alle: „Mit ihr starb eine der letzten Diven unserer Zeit.“

    Am 9. Juli nahm Schweden Abschied von Zarah Leander. Nach ihrem letzten Wunsch sang ihre Freundin Birgit Nilsson Beethovens Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre und An die Musik von Franz Schubert. Ein wolkenloser Sommerhimmel wölbte sich über der Stockholmer Oscars-Kirche, in der Freunde und Besucher Abschied nahmen von Zarah Leander. Weiße Rosen deckten ihren weißen Sarg. 

    Das Gotteshaus war überfüllt - normalerweise faßt es 1200 Personen. Doch viel mehr Menschen wollten dem großen Star eine letzte Ehre erweisen. Schon tags zuvor stapelten sich Kränze und Buketts in der Kirche, bereits eine Stunde vor dem Trauergottesdienst waren die Bänke in der kühlen Kirche eng besetzt. Hunderte aber blieben zunächst draußen in der stechenden Sonne stehen und verfolgten die An- und Abfahrt der Freunde aus dem Film- und Showbusiness, dem Zarah Leander bis zur äußersten Belastungsgrenze ihres zuletzt so zerbrechlichen Körpers angehört hatte.

    Aber ihr Mythos lebt heute noch. Auch ihre Filme sind unvergessen und erreichen im Fernsehen nach wie vor hohe Einschaltquoten. Seite 1945 haben mehr Menschen ihre Filme gesehen als in der Zeit, in der sie entstanden sind. Auf mehr als 20 CD’s ist inzwischen ihr gesungenes Credo, sind ihre Lieder der Leidenschaft und Sehnsucht zu hören, die sie leise zärtlich und geheimnisvoll, aber auch mit mächtiger Androgynenstimme vorträgt. Sie war und ist nicht zu ersetzen, obwohl es auch heute noch zum festen Ritual der Travestiebühnen gehört, ein Leander-Duplikat auftreten zu lassen, obwohl es seit Ende der 80iger Jahre diverse Theaterstücke und Musicals gibt, die sich mit der sagenhaften Karriere der Leander auseinandersetzen. So kann man davon ausgehen, daß seit dem letzten Originalauftritt der Leander im Stockholmer Folkan Theater im Oktober 1978 kaum ein Abend vergangen sein mag, an dem nicht auf irgendeiner Bühne, ob in Stockholm, Wien, Berlin, Hamburg und anderswo, an die Diva erinnert wurde. Dankbar registriert dies nicht nur die immer noch große Zarah-Fangemeinde. Ein Dankeschön also an die diversen Interpreten, ob sie nun Nina Hagen, Romy Haag, Milva, Dunja Raijter, Erika Pluhar, Georg Danzer, André Heller, Udo Lindenberg. Christina, Armand, Curt Delander, Angelika Milster, Katja Nottke oder Tim Fischer heißen, um nur einige Namen zu nennen. Über deren Auftritte hätte sich auch die Leander amüsiert und tut es vielleicht auch auf einer rosa Wolke sitzend. Niveau hatten meistens auch die Theaterstücke und Musicals, die eine Leander auftreten ließen. Stellvertretend sei hier nur an ‘Nach mir ist man süchtig’ von Peter Lund erinnert. 

    Trotzdem, wie gekonnt diese und jene Leander-Imitation oder Interpretation auch ausfällt, macht sie das Publikum eher neugierig, das Original kennenzulernen. Daß dies heute problemlos möglich ist, verdanken wir den Aufnahmetechniken von Bild und Ton, die uns das ausgehende zwanzigste Jahrhundert beschert hat. 


    Als Quelle dienten Paul Seilers Bücher über Zarah Leander:

    1. Ein Kultbuch. Rowohl Taschenbuchverlag, Hamburg März 1985

    2. Zarah Diva. Albino Verlag, Berlin 1985

    3. Ein Mythos lebt, Selbstverlag, Berlin 1991 und 1994

    4. Ich bin eine Stimme..., Ullstein Taschenbuchverlag, Berlin März 1997

     

    BÜHNENROLLEN

    Bevor Zarah Leander im Jahre 1936 in Wien ihr deutschsprachiges Theaterdebüt gab, spielte sie bereits in Skandinavien in zwölf Revuen, einer Komödie, ‘Die Schule der Kokotten’, einem Schauspiel, ‘Eine japanische Tragödie’, und in zwei Operetten. ‘Die lustige Witwe’ von Franz Lehár hatte am 1. September 1931 in Stockholm Premiere. Ihr Partner war der damals sehr berühmte schwedische Schauspieler Gösta Ekman. Die Premiere von ‘Eine Frau, die weiss, was sie will’ von Oscar Straus fand am 8. September 1933 in Göteborg statt. In dieser Rolle war sie 1960 auch in Wien zu sehen. Das folgende Verzeichnis umfasst sämtliche Bühnenstücke, in denen sie ab September 1936 mitwirkte.

     

    AXEL AN DER HIMMELSTÜR

    Musikalisches Lustspiel von Ralph Benatzky

    Regie:  Arthur Hellmer

    Textbuch:  Paul Morgan und Adolf Schütz mit Beiträgen von Max Hansen und Liedtexten von Hans Weigel

    Darsteller:  Zarah Leander (Gloria Mills), Max Hansen (Axel), Paul Morgan, Otto Wallburg, Heidemarie Hatheyer

    Lieder:  Kinostar, Gebundene Hände, Eine Frau von heut’

    Ort:  Theater an der Wien, Wien, ab 1. September 1936 (Welturaufführung)

    Die Handlung spielt in Hollywood. Ein Reporter will die berühmte Filmschauspielerin Gloria Mills (Zarah Leander) interviewen. Die Diva (in Anlehnung an Greta Garbo) zeigt sich hochmütig und will niemanden empfangen. Der Reporter (Max Hansen) verkleidet sich als Greis, um als Komparse ins Filmatelier vorzudringen. Er stiert die grosse Gloria im Atelier so lange an, bis diese sich belästigt fühlt und den Hinauswurf des alten Mannes verlangt.

    Die Diva, nach aussen hochmütig, im Inneren aber hilfsbereit, hat ein Herz für den Alten. Er tut ihr leid und sie lädt ihn zu einem Abendessen ein, um sich zu entschuldigen. Als der Herr, nunmehr ein junger Max Hansen, bei der Diva erscheint, droht ihm erneut der Hinauswurf. Aber er bezwingt ihr sprödes Herz, das nach einer verunglückten Liebesaffäre ohnehin gerade tröstungsbedürftig ist und es kommt zu einem Happy-End.

     

    MADAME SCANDALEUSE

    Musical von Ernst Nebhut und Peter Kreuder

    Regie:  Alfred Walter

    Darsteller:  Zarah Leander (Hélène), Ruth Gerhardt, Rudi Walter, Hans Unterkircher, Margit Symo

    Lieder:  Man muss den Männern was bieten, Man muss für alles bezahlen, Daran zerbricht man doch nicht, Frauen sind schwer zu durchschauen, Die alte Liebe

    Ort:  Raimund-Theater, Wien, ab 5. September 1958 (Welturaufführung)

    Gastspiele:  1959 in München, Berlin und Hamburg

    In Anlehnung an das Bühnenstück ‘Frau Warrens Gewerbe’ von George Bernard Shaw spielt Zarah Leander als Hélène eine vornehme reiche Dame, die an der Riviera ein grosses Haus besitzt und immer wieder nach Südamerika segelt, um dort die Silberminen, die sie von ihrem Gatten geerbt hat, zu verwalten.

    In Wirklichkeit sind es keine Silberminen. Es handelt sich vielmehr um ein zwielichtiges Etablissement mit reichen Freiern, in dem sie als Sängerin auftritt, um ihrer Tochter in Europa eine gute Erziehung zu sichern. Wie es der Zufall will, wird sie bei einem Auftritt von ihrer Tochter, dem angehenden Schwiegersohn und hochgestellten Freunden, die alle nichts von ihrem Gewerbe ahnten, überrascht. Es gibt Tränen, Ohrfeigen, Melancholie und schliesslich ein Happy-End.

     

    EINE FRAU, DIE WEISS, WAS SIE WILL

    Operette von Oscar Straus

    Regie:  Karl Farkas

    Darsteller:  Zarah Leander (Manon Cavallini)

    Ort:  Raimund-Theater, Wien, ab 21. Oktober 1960

    Gastspiel ab 26. Dezember 1961 am Storateatern, Göteborg

    Die junge Lucy weiss nicht, dass der grosse Star, die berühmte Diva aus Paris, Manon Cavallini (Zarah Leander), ihre Mutter ist. Sie bittet die Diva, die zahlreiche Liebhaber hat, ihr den jungen Raoul, den sie heiss liebt, der aber Manon verehrt, zu überlassen. Aus Mutterliebe verzichtet Manon und legt ihrer Tochter mit Raouls Rosenstrauss gleichsam jenen selbst in die Arme. Jahre später rettet Manon resolut die Ehe Lucys mit Raoul und gibt sich ihrer Tochter endlich zu erkennen.

     

    LADY AUS PARIS

    Musical von Karl Farkas und Peter Kreuder (nach Motiven von Oscar Wildes Komödie ‘Lady Windermeres Fächer’)

    Regie:  Karl Farkas

    Darsteller:  Zarah Leander (Mrs. Erlynne), Paul Hörbiger (Lord Augustus Lorton), Friedl Czepa, Ursula van der Wielen, Hans Henn

    Lieder:  Ich bin eine Frau mit Vergangenheit, Mich hat die Welt kaltgestellt, Die Liebe geht seltsame Wege, Sehnsucht nach dem Frühling

    Ort:  Raimund-Theater, Wien, ab 22. Oktober 1964 (Welturaufführung)

    Gastspiel März/April 1965 im Theater des Westens, Berlin

    Die beliebte Sängerin Odette (Zarah Leander) gibt in einem Pariser Nachtlokal ihre Abschiedsvorstellung, bevor sie wieder nach England zurückkehrt. Bei dieser Gelegenheit lernt sie Lord Windermere kennen, der in London lebt und mit ihrer Tochter verheiratet ist, die nichts davon ahnt, dass sie als Kind von ihrer Mutter verlassen wurde. Ihm gibt sich Odette jetzt zu erkennen, damit er ihr hilft ihre Rückkehr in die englische Gesellschaft vorzubereiten.

    Als Lord Windermere von seiner Gattin verlangt, Odette trotz ihres zweifelhaften Rufes zu ihrer Geburtstagsparty einzuladen, droht sie ihrem Gatten, dass sie ihm, wenn Odette gemeldet wird, vor allen Gästen mit einem Fächer ins Gesicht schlagen wird. Als Odette erscheint, verlässt Lady Windermere das Haus und schreibt einen Abschiedsbrief, der Odette in die Hände fällt. Bei einer Aussprache zwischen Odette und Lady Windermere löst sich das Rätsel, Mutter und Tochter schliessen sich in die Arme.

     

    WODKA FÜR DIE KÖNIGIN !

    Musical von Peter Thomas, Ika Schafheitlin, Helmuth Gauer

    Regie:  Werner Saladin

    Darsteller:  Zarah Leander (Aureliana, Königin von Bessadanien)

    Lieder:  Wodka für die Königin, Das ist die grosse Zeit, Wenn am Schwarzen Meer, Dante

    Ort:  Operettenhaus, Hamburg, ab 14. November 1968 (Welturaufführung)

    Gastspiel 4. September bis 10. November 1969 am Raimund-Theater, Wien

    Königin Aureliana (Zarah Leander), Regentin des Phantasiestaates Bessadanien, dankt ab, um sich von den Regierungsgeschäften zu erholen und einmal in Ruhe, ohne Angst vor der Kabinettsitzung am nächsten Morgen, ihren Wodka trinken zu können. Die amerikanische Werbemanagerin Mrs. Applegreen überredet sie, sich fotografieren und ihr Konterfei gegen eine hohe Summe auf dem Etikett einer amerikanischen Wodkafirma abbilden zu lassen.

    Ihre beiden Töchter sind aber inzwischen nicht in der Lage, die Regierungsgeschäfte in Bessadanien wahrzunehmen, da sie sich mehr für ihre eigenen Affären als die des Staates interessieren. Gezwungenermassen muss Königin Aureliana aufs neue den Thron besteigen; das Glück kehrt wieder ein in Bessadanien.

     

    DAS LÄCHELN EINER SOMMERNACHT

    Musical von Stephan Sondheim und Hugh Wheeler (nach dem gleichnamigen Film von Ingmar Bergman)

    Regie:  George Martin (in der Originalinszenierung von Harold Prince)

    Darsteller:  Zarah Leander (Madame Arnfeldt), Susanne Almassy, Dagmar Koller, Naemi Priegel, Marianne Becker, Peter Haener

    Lieder:  Zarah Leander sang: Liaisons, Ein Leben voller Glanz

    Ort:  Theater an der Wien, Wien, ab 14. Februar 1975

    Spielte diese Rolle ab September 1978 am Folkanteatern, Stockholm

    Drei Perioden der Liebe - die der Unschuld, die der haltlosen Abhängigkeit und die der weisen Einsicht der Gereiften - repräsentieren drei Generationen von Liebenden, gleichzeitig aber auch die drei Stadien einer Sommernacht.

    "Die Sommernacht hat für mich nur noch ein Lächeln übrig, ein Lächeln für die Alten, Schwermütigen und Einsamen." Dies war die Quintessenz für Zarah Leander in ihrer letzten Bühnenrolle als weise Madame Arnfeldt, die aus der Position ihrer Lebenserfahrung mir ironischer Distanz auf ihr Liebesleben zurückblickt und gleichzeitig ihre Lebensphilosophie der jüngeren Generation zu vermitteln sucht.

     

    FILMOGRAFIE

    DANTES MYSTERIER (DANTES MYSTERIEN)

    Produktion:  Svensk filmindustri

    Regie:  Paul Merzbach

    Drehbuch:  Paul Merzbach

    Darsteller:  Zarah Leander, Eric Abrahamson, Elisabeth Frisk, Gustaf Löväs

    Herstellungsjahr:  1930

    Es handelt sich hier nicht um einen Film über den grossen italienischen Dichter Dante, sondern über den damals sehr populären dänischen Zauberkünstler Harry Jansen, der unter dem Künstlernamen Dante 1930 in Stockholm auftrat. Zarah gibt ihr Filmdebüt in einer kleinen Rolle als Hexe, die von Dante hervorgezaubert wird und, auf einem Besen reitend, ein Lied singt. Dieser Film wurde gleichzeitig in einer englischen Fassung gedreht.

     

    FALSKA MILLIONÄREN (DER FALSCHE MILLIONÄR)

    Produktion:  Minerva Haik

    Regie:  Paul Merzbach

    Drehbuch:  Oscar Rydquist, Paul Merzbach

    Darsteller:  Zarah Leander, Sture Lagerwall, Håkan Westergren, Fridolf Rhudin

    Lieder:  Ögon som ljuga och le (Augen, die lügen und lächeln)

    Herstellungsjahr:  1931

    Zara Leanders erste grössere Filmrolle spielt im Luxus- und Landstreichermilieu. In dieser Verwechslungskomödie, in der sich alles ums Geld und um die Liebe dreht, wird sie zum ersten Mal als mondäner Vamp präsentiert. Dieser Film wurde gleichzeitig in einer französischen Fassung gedreht, die von André Berhomieu eingerichtet wurde und am 6.11.1931 in Paris Premiere hatte.

     

    ÄKTENSKAPSLEKEN (SKANDAL)

    Produktion:  Svenska ab M-film

    Regie:  Ragnar Hyltén-Cavallius

    Kamera:  Ake Dahlquist

    Drehbuch:  Karl Gerhard

    Darsteller:  Zarah Leander, Einar Axelsson, Karl Gerhard, Elsa Carlsson

    Musik:  Jules Sylvain

    Texte:  Josef Richter

    Lieder:  Liebe ist ein Glück, Sag’ kein Wort mehr

    Herstellungsjahr:  1935

    Tora Didikeen (Zarah Leander), eine berühmte Bildhauerin, ist mit Gunnar Grahn verheiratet. Er ist ebenfalls Bildhauer und eifersüchtig auf den Erfolg seiner Frau. Daraus entstehen die Unstimmigkeiten dieser Ehe. Ausserdem glaubt er hintergangen zu werden, da seine Frau für einen Wettbewerb eine nackte Skulptur mit dem Titel ‘Genius der Scholle’ modelliert und für diese Arbeit diverse männliche Modelle Akt stehen lässt. Um ihre Ehe zu retten, zieht sie nach allerhand Verwicklungen ihr Werk vom Wettbewerb zurück, es gibt ein Happy-End.

     

    PREMIERE

    Produktion:  Gloria-Syndikat-Film, Wien

    Regie:  Geza von Bolvary

    Kamera:  Franz Planer

    Drehbuch:  Dr. Max Wallner, F.D. Andam

    Darsteller:  Zarah Leander, Karl Martell, Attila Hörbiger, Theo Lingen, Maria Bard

    Musik:  Dénes von Buday, Peter von Fenyes

    Texte: Hanns Schachner

    Lieder:  Merci, mon ami, es war wunderschön...!, Ich hab’ vielleicht noch nie geliebt...!

    Herstellungsjahr:  1936

    Uraufführung:  25.2.1937

    Länge:  2102 m

    Zarahs deutschsprachiges Debüt spielt in einem Revuetheater und gibt ihr Gelegenheit, in herrlichen Roben, umgeben von Spiegeln und aufwendigem Ballett, majestätisch ihre Lieder vorzutragen.

    Bei der Premiere der Revue geschieht ein Mord. Verdächtigt werden der erste Liebhaber des Ensembles (Karl Martell) und der neue Star Carmen (Zarah Leander). Die Suche nach dem Täter bringt einiges an Verwicklung und Spannung in dieses Eifersuchtsdrama. Theo Lingen als nervöser Theaterinspizient sorgt dafür, dass auch die komischen Elemente nicht zu kurz kommen.

     

    ZU NEUEN UFERN

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Detlef Sierck

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Detlef Sierck, Kurt Heuser, nach dem Roman von Lovis H. Lorenz

    Darsteller:  Zarah Leander, Willy Birgel, Viktor Staal, Erich Ziegel, Hilde von Stolz, Carola Höhn, Jakob Tiedtke

    Musik:  Ralph Benatzky

    Texte:  Ralph Benatzky

    Lieder:  Yes, Sir!, Ich steh’  im Regen, Tiefe Sehnsucht

    Herstellungsjahr:  1937

    Uraufführung:  31.8.1937

    Länge:  2879 m

    Die Sängerin Gloria Vane (Zarah Leander), umjubelter Star eines Londoner Varietetheaters, liebt den jungen Sir Albert Finsbury (Willy Birgel). Als dieser einen Scheck fälscht, nimmt sie die Schuld auf sich und wird nach Australien ins berüchtigte Zuchthaus »Paramatta« deportiert.

    Da in dem neubesiedelten Land ein Mangel an Frauen herrscht, wird allen Gefangenen, die bei einer monatlich stattfindenden Brautschau auserwählt werden, der Rest ihrer Strafe erlassen. Glorias einstiger Geliebter, der sich als Offizier in Australien aufhält, wäre also durchaus in der Lage, ihr auf diesem Weg die Freiheit zu schenken.

    Aber sie muss erkennen, dass Albert nicht den Mut hat, sich zu ihr zu bekennen. Bei dem Farmer Harry (Viktor Staal ) findet sie schliesslich die wahre Liebe und damit zu sich selbst.

     

    LA HABANERA

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Detlef Sierck

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Gerhard Menzel

    Darsteller:  Zarah Leander, Julia Serda, Ferdinand Marian, Karl Martell, Paul Bildt, Michael Schulz-Dornburg, Lisa Hellwig

    Musik:  Lothar Brühne

    Texte:  Franz Baumann, Bruno  Balz, Detlef Sierck

    Lieder:  Der Wind hat mir ein Lied erzählt, Du kannst es  nicht wissen, Kinderlied

    Herstellungsjahr:  1937

    Uraufführung:  18.12.1937

    Länge:  2692 m  

    Auf einer Reise nach Puerto Rico lernt die schöne Schwedin Astrée (Zarah Leander) den wohlhabenden Don Pedro (Ferdinand Marian) kennen und lieben. Astrée heiratet Don Pedro, doch die Ehe wird nicht glücklich. Ihr eifersüchtiger Mann hält sie wie in einem goldenen Käfig gefangen. Das sonnige Inselreich, das ihr einst als Paradies erschien, ganz im Gegensatz zu Schweden mit seinem Regen, seiner Kälte und seinen verschlossenen Menschen, hat inzwischen seinen Reiz verloren.

    Als eines Tages ihr Jugendfreund Dr. Nagel (Karl Martell) auf die einsame Insel kommt, blüht sie wieder auf. Schnell gerät er mit Don Pedro aneinander. Als ihr Gatte unerwartet an den Folgen eines unbekannten Fiebers stirbt, zu dessen Erforschung ihr Jugendfreund auf die Insel gekommen war, kehrt sie mit ihm in ihre Heimat zurück.

     

    HEIMAT

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Carl Froelich

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Harald Braun, nach dem gleichnamigen Schauspiel von Hermann Sudermann

    Darsteller:  Zarah Leander, Heinrich George, Ruth Hellberg, Lina Carstens, Paul Hörbiger, Franz Schafheitlin, Leo Slezak

    Lieder:  Ach, ich habe sie verloren, aus ‘Orphens und Eurydike’ von Gluck, Eine Frau wird erst schön durch die Liebe (Text: Michael Gesell), Drei  Sterne sah ich scheinen (Text: Hans Brennert)

    Musik:  Theo Mackeben

    Herstellungsjahr:  1938

    Uraufführung:  25.6.1938

    Länge:  2780 m

    Dieser Film war eine der erfolgreichsten Produktionen der Ufa. Als Vorlage diente ein Schauspiel des 1928 verstorbenen Dichters Hermann Sudermann. Die Handlung schildert die Rückkehr einer berühmten Sängerin (Zarah Leander) aus den USA in eine kleine deutsche Residenzstadt. Der Vater (Heinrich George), der sie wegen ihres Lebenswandels, sie bekam ein uneheliches Kind, verstossen hat, nimmt sie wieder auf, als er erkennt, dass Liebe wichtiger ist als bürgerliche Moral.

    Der Film endet mit den Klängen aus der Matthäus-Passion. Die strahlende Stimme Zarah Leanders erhebt sich über den Chor, während der Vater, Tränen der Freude weinend, sein Enkelkind in den Armen hält.

     

    DER BLAUFUCHS

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Viktor Tourjansky

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  K. G. Külb, nach einem  Stück von Ferencz Herczeg

    Darsteller:  Zarah Leander, Willy Birgel, Paul Hörbiger, Jane Tilden, Karl Schönböck, Rudolf Platte

    Musik:  Lothar Brühne

    Texte:  Bruno Balz

    Lieder:   Kann denn Liebe Sünde sein, Von der Puszta will ich träumen

    Herstellungsjahr:  1938

    Uraufführung:  14.12.1938

    Länge:  2765 m

    Auf der Heimfahrt von einem Besuch bei einer Tante ihres Mannes begegnet die attraktive Ungarin Ilona (Zarah Leander) dem Flieger Tibor (Willy Birgel). Dieser schafft es mit einem Trick, dass sie sich bereit erklärt, in seinem Wagen nach Budapest zurückzukehren. Der charmante Flieger ist fasziniert und hofft beim Abschied auf ein Wiedersehen.

    Es kommt unerwartet schnell zustande, als Tibor seinen alten Freund Stephan (Paul Hörbiger) besucht und Ilona sich als dessen Frau entpuppt. Stephan denkt mehr an seine Karriere als an seine Frau. Die Ehe ist nicht glücklich. Ilonas Cousine Lisi (Jane Tilden) bemüht sich daher, Stephan für sich zu gewinnen. Erst nach mehreren Missverständnissen finden auch Ilona und Tibor zueinander.

     

    ES WAR EINE RAUSCHENDE BALLNACHT

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Carl Froelich

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Geza von Cziffra

    Dialoge:  Frank Thiess

    Darsteller:  Zarah Leander, Hans Stüwe, Marika Rökk, Aribert Wäscher, Leo Slezak, Fritz Rasp, Paul Dahlke

    Musik:  Theo Mackeben und Peter Tschaikowsky

    Texte:  Hans Fritz Beckmann, Frank Thiess

    Lieder:   Nur nicht aus Liebe weinen, Chanson triste, Romanze von Tschaikowsy

    Herstellungsjahr:  1939

    Uraufführung:  15.8.1939

    Länge:  2579 m

    Die schöne Katharina Alexandrowna (Zarah Leander), verheiratet mit dem reichen Murakin (Aribert Wäscher), kann ihre erste grosse Liebe nicht vergessen - den jungen Komponisten Peter Tschaikowsky (Hans Stüwe). Eines Tages fährt sie nach Moskau und trifft ihn auf einem Maskenball. Der bisher erfolglose Tschaikowsky bittet die einstige Geliebte, ihren Mann zu verlassen und zu ihm zurückzukehren. Sie lehnt dieses Angebot ab, um ohne sein Wissen seine Karriere mit dem Geld ihres Mannes fördern zu können.

    Tschaikowsky widmet sich nach dieser Enttäuschung ganz der Kunst, und Jahre später dirigiert er in Moskau seine 6. Symphonie. Unter den Zuhörern befindet sich auch Katharina Alexandrowna, die sich inzwischen von Murakin getrennt hat. Bei der Uraufführung erleidet Tschaikowsky einen Choleraanfall. Während  

    seine Symphonie weitergespielt wird, stirbt er in Katharinas Armen.

     

    DAS LIED DER WÜSTE

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Paul Martin

    Kamera: Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Walther von Hollander, Paul Martin

    Darsteller:  Zarah Leander, Gustav Knuth, Friedrich Domin, Herbert Wilk, Franz Schafheitlin

    Musik:  Nico Dostal

    Texte:  Bruno Balz

    Lieder:  Heut’ abend lad’ ich mir die Liebe ein, Fatme, erzähl’ mir ein Märchen,  Sagt Dir eine schöne Frau ‘vielleicht’, Ein paar Tränen werd’ ich weinen um Dich

    Herstellungsjahr:  1939

    Uraufführung:  17.11.1939

    Länge:  2374 m

    In einem internationalen Mandatsgebiet Nordafrikas baut der schwedische Ingenieur Nic Brenten (Gustav Knuth) an einem Werk, das die Kupferminen in dieser Gegend erschliessen soll. Die gefeierte Sängerin Grace Collins (Zarah Leander) trifft überraschenderweise im Hotel Royal am Rande der Wüste ein. Sie besucht ihren Stiefvater, den englischen Finanzmanager Sir Collins (Friedrich Domin), der ebenfalls an den Schürfrechten der Kupfermine interessiert ist.

    Grace lernt den schwedischen Ingenieur kennen und macht aus ihrer Zuneigung zu Nic Brenten kein Hehl. Ihr Stiefvater, der die Schürfrechte um jeden Preis in seinen Besitz bekommen will, versucht diese Liebesbeziehung zu verhindern. Ein Happy-End ergibt sich erst, nachdem Collins von arabischen Freischärlern getötet wird.

     

    DAS HERZ DER KÖNIGIN

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Carl Froelich

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Harald Braun, Jacob Geis, Rolf Reissmann

    Darsteller:  Zarah Leander, Willy Birgel, Maria Koppenhöfer, Lotte Koch, Axel von Ambesser, Will Quadflieg, Margot Hielscher, Hubert von  Meyerinck, Erich Ponto

    Musik:  Theo Mackeben

    Texte:  Harald Braun

    Lieder:  Ein schwarzer Stein, ein weisser Stein, Wo ist Dein Herz, Schlummerlied

    Herstellungsjahr:  1940

    Uraufführung:  1.11.1940

    Länge:  3056 m

    Nach jahrelangem Aufenthalt in Frankreich kehrt Maria Stuart (Zarah Leander) nach Schottland zurück. Königin Elisabeth I. von England (Maria Koppenhöfer) wiegelt jedoch durch Bestechung und Intrigen den schottischen Adel gegen sie auf. Da heiratet Maria den Prinzen Henry Darnley (Axel von Ambesser). Doch Elisabeths Gesandter am schottischen Hof schürt weiterhin den Hass der schottischen Lords. Als Lord Bothwell (Willy Birgel) Henry Darnley umbringen lässt und Marias zweiter Gemahl wird, erheben sich die Schotten gegen ihr Königshaus und geben so Elisabeth den Vorwand einzugreifen. Bothwell wird sofort getötet, Maria nach neunzehn Jahren Gefangenschaft hingerichtet.

     

    DER WEG INS FREIE

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Rolf Hansen

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Harald Braun, Jacob Geis, Rolf Hansen

    Darsteller:  Zarah Leander, Hans Stüwe, Agnes Windeck, Siegfried Breuer, Hedwig Wangel, Herbert Hübner, Walter Ludwig

    Musik:  Theo Mackeben

    Texte:  Harald Braun, Hans Fritz Beckmann

    Lieder:  Ich will nicht vergessen, Ich sag’ nicht Ja, ich sag’ nicht Nein, Der Stern hat uns gefunden und Leuchtend ist der Tag gegangen (Rossini: Semiramis), sowie Verdi: Rigoletto, 3. Akt

    Herstellungsjahr:  1941

    Uraufführung:  7.5.1941

    Länge:  3090 m

    Die Handlung spielt in Wien zur Zeit Metternichs und auf einem einsamen Gut in Pommern. Die Opernsängerin Antonia Corvelli (Zarah Leander) soll ihre glanzvolle Bühnenlaufbahn beenden, um ihrem Gatten (Hans Stüwe) auf sein Gut im Pommern zu folgen. Aber Antonia kann auf die Bühne nicht verzichten. Sie hat heimlich ihren Vertrag verlängert. Ihr Gatte will eine klare Entscheidung und reist allein auf sein Gut.

    Durch den Grafen Oginski (Siegfried Breuer) wird Antonia in eine dramatische Affäre verwickelt. Sie weiss keinen Ausweg mehr und täuscht einen Selbstmord in die Donau vor, flüchtet jedoch in die Einsamkeit der Schweiz. Nach Jahren der Irrfahrt landet sie schliesslich auf dem Gut ihres Gatten. Dieser ist inzwischen wieder verheiratet und hat ein Kind. Um dieses Glück nicht zu zerstören, begeht Antonia Selbstmord.

     

    DIE GROSSE LIEBE

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Rolf Hansen

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Peter Groll, Rolf Hansen

    Darsteller:  Zarah Leander, Viktor Staal, Paul Hörbiger, Grethe Weiser, Wolfgang Preiss, Hans Schwarz jun.

    Musik:  Michael Jary

    Texte:  Bruno Balz

    Lieder:   Ich weiss, es wird einmal ein Wunder gescheh’n, Mein Leben für die Liebe, Davon geht die Welt nicht unter, Heut’ kommen die blauen Husaren

    Herstellungsjahr: 1941/42

    Uraufführung:  12.6.1942

    Länge:  2738 m

    Die grosse Liebe zwischen dem Flieger Paul Wendland (Viktor Staal) und der Varietesängerin Hanna Holberg (Zarah Leander) beginnt während eines Fliegeralarms im Luftschutzkeller. Durch den Krieg wird diese Liebesbeziehung aber immer wieder unterbrochen. Ständig ergeben sich Missverständnisse durch verpasste Gelegenheiten.

    Während Hanna vergeblich auf ein Lebenszeichen hofft, fliegt er, ohne dass sie davon ahnt, Einsätze in Afrika. Wenn Wendland sie in ihrer Berliner Wohnung besuchen will, gibt sie ein Wehrmachtskonzert in Paris. Selbst die Absicht, endlich zu heiraten, wird am Polterabend durch einen plötzlichen Einsatzbefehl verhindert. Enttäuscht nimmt Hanna ein Engagement in Rom an. Als Wendland sie dort überraschend besucht, meldet er sich trotz Urlaubs sofort wieder zur Front, da der Krieg mit Russland beginnt. Hanna bleibt verständnislos in Rom zurück. Erst als ihr Flieger verwundet wird, scheint die grosse Liebe in Erfüllung zu gehen.

     

    DAMALS

    Produktion:  Ufa

    Regie:  Rolf Hansen

    Kamera:  Franz Weihmayr

    Drehbuch:  Peter Groll, Rolf Hansen, nach einer Idee von Bert Roth

    Darsteller:  Zarah Leander, Hans Stüwe, Rossano Brazzi, Karl Martell, Hilde Körber, Otto Graf, Jutta von Alpen

    Musik:  Lothar Brühne, Ralph Benatzky

    Texte:  Bruno Balz, Ralph Benatzky

    Lieder:  Jede Nacht ein neues Glück, Einen wie dich könnt’ ich lieben, Bitte an die Nacht

    Herstellungsjahr:  1942

    Uraufführung:  5.3.1943

    Länge:  2578 m

    In einer Hafenstadt in Südamerika wird die Ärztin Dr. Gloria O’Connor (Zarah Leander) unter dem Verdacht verhaftet, den Versicherungsagenten Frank Douglas ermordet zu haben. Der Staatsanwalt überführt sie, gar nicht Gloria O’Connor zu sein, sondern den Namen einer Toten zu tragen. Die Verhaftete schweigt und leugnet den Mord. Durch steckbriefähnliche Bildinserate in Zeitungen vieler Länder wird nach und nach ihre tragische Vergangenheit enthüllt.

    Rückblenden erzählen die schicksalhaften Lebensstationen von Vera Meiners, die vor Jahren von ihrem eifersüchtigen Ehemann (Hans Stüwe) aus dem Hause gewiesen wurde. Seit dieser Zeit sorgt sie allein für ihre Tochter. Aufgeschreckt von den Zeitungen verlässt Meiners Deutschland, um seine Tochter endlich kennenzulernen. Beide tragen zur Aufklärung des Mordes bei und Gloria alias Vera wird aus der Haft entlassen. Über die Tochter findet er zu seiner Frau zurück.

     

    GABRIELA

    Produktion:  Real-Film, Hamburg/Allianz-Film

    Regie:  Geza von Cziffra

    Kamera:  Willi Winterstein

    Drehbuch:  Geza von Cziffra

    Darsteller:  Zarah Leander, Siegfried Breuer, Carl Raddatz, Grethe Weiser, Gunnar Möller, Vera Molnar

    Musik:  Michael Jary

    Texte:  Kurt Schwabach

    Lieder:  Es gibt keine Frau, die nicht lügt; Wann wirst Du mich fragen?, Wenn der Herrgott will

    Herstellungsjahr:  1950

    Uraufführung:  6.4.1950

    Länge:  2608 m

    Gabriela (Zarah Leander), der gefeierte Star eines eigenen Nachtlokals, verschwindet eines Tages ohne Abschied. Sie hat ein Geheimnis. In Wirklichkeit heisst sie Helga Lorenzen und ist die geschiedene Frau eines Industriellen. Sie besitzt ein Kind aus dieser Ehe, das sie weit ab im Gebirge von einer Pflegemutter aufziehen lässt. Sie mietet vor den Toren der Stadt ein Haus, um dort mit ihrer Tochter zu leben.

    Aber für Andrea (Vera Molnar) ist sie eine Fremde, für die sie nichts empfindet. Durch Hansi (Grethe Weiser), einer Freundin ihrer Mutter, erfährt sie schliesslich, welche Opfer ihre Mutter auf sich nahm, um ihr eine behütete Kindheit zu ermöglichen. Als Gabriela das Lied Wenn der Herrgott will singt, betritt Andrea mit ihrem Freund den Nachtclub. Ein Kind hat den Weg zur Mutter gefunden.

     

    CUBA CABANA

    Produktion:  Rhombus-Herzog-Film

    Regie:  Fritz Peter Buch

    Kamera:  Richard Angst

    Drehbuch:  Fritz Peter Buch

    Darsteller:  Zarah Leander, O.W. Fischer, Paul Hartmann, Hans Richter

    Musik:  Heino Gaze

    Texte:  Bruno Balz

    Lieder:   Eine Frau in meinen Jahren, Sag mir nie wieder ‘Je t’aime’, Schatten der Vergangenheit, Und wenn’s auch Sünde wär’, Du machst mich so nervös

    Herstellungsjahr:  1952

    Uraufführung:  19.12.1952

    Länge:  2563 m

    Arabella (Zarah Leander) besitzt in einer südamerikanischen Hafenstadt ein eigenes Nachtlokal, das ‘Cuba Cabana’. Ein junger Pressereporter (O.W. Fischer) macht ihr dort zunächst erfolglos den Hof. Als er im Verlauf einer südamerikanischen Rebellion verwundet und verfolgt wird, verbirgt ihn Arabella. Gerührt durch seine Hilflosigkeit und überzeugt von seiner Unschuld, erwidert sie seine Liebe und erfährt so ein spätes Liebesglück.

    Sie planen, zusammen zu fliehen, um in einem anderen Land ein neues Leben zu beginnen. Doch ihr Geliebter wird inzwischen wegen Mordes gesucht und erwartet die Todesstrafe. Arabella bittet den Gouverneur (Paul Hartmann), mit dem sie eine Freundschaft verbindet, um Hilfe. Dieser besteht darauf, dass der Reporter allein das Land verlässt. So muss sie auf das persönliche Glück verzichten, um sein Leben zu retten.

     

    AVE MARIA

    Produktion:  Diana-Gloria-Film

    Regie:  Alfred Braun

    Kamera:  Werner Krien

    Drehbuch:  Wolf Neumeister, Hans Wendel

    Darsteller:  Zarah Leander, Hans Stüwe, Marianne Hold, Hilde Körber, Berta Drews, Hans Henn, Carl Wery

    Musik:  Franz Grothe

    Texte:  Bruno Balz

    Lieder:  Ich kenn’ den Jimmy aus Havanna, Wenn die wilden Rosen blüh’n, Wart’ nicht auf die grosse Liebe, Ave Maria von Bach/Gounod

    Herstellungsjahr:  1953

    Uraufführung:  8.9.1953

    Länge:  2556 m

    Eine ehemalige Oratoriensängerin (Zarah Leander) singt in einer Barockkirche anlässlich einer Schulfeier das ‘Ave Maria’. Heimlich tritt sie aber auch in einer Hafenbar auf, um damit die Erziehung ihrer Tochter Daniela (Marianne Hold) zu sichern. In der Klosterschule macht sie die Bekanntschaft eines reichen Witwers (Hans Stüwe), dessen Verehrung für sie bald Heiratsabsichten erkennen lässt. Aber als er von ihrem wirklichen Beruf erfährt, macht er aus seiner Verachtung keinen Hehl.

    Um dem Glück ihrer Tochter, die sich inzwischen in den Sohn des Witwers verliebt hat, nicht im Wege zu stehen, verschwindet sie nach Finnland. Heimlich kehrt sie zur Taufe ihres Enkels zurück, singt noch einmal das »Ave Maria« und wird von ihrer Tochter erkannt, die sie in die Arme schliesst.

     

    BEI DIR WAR ES IMMER SO SCHÖN

    Produktion:  Allianz-Film

    Regie:  Hans Wolff

    Kamera:  Hans Schneeberger

    Drehbuch:  Paul H. Rameau

    Darsteller:  Zarah Leander, Willi Forst, Heinz Drache, Margot Hielscher, Sonja Ziemann, Grethe Weiser, Kirsten Heiberg

    Musik:  Theo Mackeben

    Texte:  Hans Fritz Beckmann, Michael Gesell

    Lieder:  Eine Frau wird erst schön durch die Liebe, Nur nicht aus Liebe weinen

    Herstellungsjahr:  1954

    Uraufführung:  16.3.1954

    Länge:  2997 m

    Ein Musikfilm um die Melodien des Komponisten Theo Mackeben. Zarah Leander tritt in einer Episodenrolle auf und singt die Lieder, die Theo Mackeben für sie geschrieben hat.

     

    DER BLAUE NACHTFALTER

    Produktion:  Berolina Film, Kurt Schultz, Union Film

    Regie:  Wolfgang Schleif

    Kamera:  Willi Winterstein

    Drehbuch:  Erich Ebermayer

    Darsteller:  Zarah Leander, Christian Wolff, Marina Petrowa, Paul Hartmann, Werner Hinz, Loni Heuser, Hans Richter

    Musik:  Lothar Olias

    Texte:  Kurt Schwabach, Max Colpet

    Lieder:  Pardon, meine Damen, Pardon, meine Herren, Ein Leben ohne Liebe, Seit ich dich sah

    Herstellungsjahr:  1959

    Uraufführung:  27.8.1959

    Länge:  2497 m

    Die ehemalige Opernsängerin und jetzige Barsängerin im »Blauen Nachtfalter«, Julia Martens (Zarah Leander), hat fünfzehn Jahre Zuchthaus abgesessen. Sie war wegen eines Mordes verurteilt worden, den sie nicht begangen hatte. Ihr Mann ist inzwischen gestorben, ihr einziger Sohn (Christian Wolff) hält sie für tot.

    Im »Blauen Nachtfalter« trifft sie auf ihren Sohn, der aber von ihrer Existenz keine Ahnung hat. Er ist mit einer Tänzerin befreundet, deren Manager der angeblich erschossene Erpresser ist, wegen dessen »Mord« sie fünfzehn Jahre hinter Zuchthausmauern verbracht hat. Als dieser ihren Sohn bestiehlt, erschiesst sie den Schurken. In der Gerichtsverhandlung deckt sie die wahren Zusammenhänge auf und wird freigesprochen.

     

    DAS BLAUE VOM HIMMEL

    Regie:  Wolfgang Schleif

    Drehbuch:  Robert Gilbert und Per Schwenzen

    Musik:  Friedrich Holländer

    Lieder:  Das elektrische Klavier, Mir war die Liebe immer so symphatisch

    Darsteller:  Zarah Leander, Karin Baal, Toni Sailer, Carlos Werner

    Uraufführung:  ZDF, 27.11.1964

    Länge:  90 Minuten

    Antje Doorn (Karin Baal) erfährt, dass sie nicht die leibliche Tochter der Krämersleute ist, bei denen sie aufwuchs. Als im Ort der neue Schlossherr, der Detektiv Outrelle (Carlos Werner) auftaucht, glaubt Antje, dass er ihr Vater ist. Der Gendarm Landa (Toni Sailer), der Antje liebt, fürchtet, dass seine Werbung nunmehr als Mitgiftjägerei ausgelegt wird. Die Verwicklungen nehmen ihren Lauf. Da aber erscheint Desirée (Zarah Leander) und klärt die ausweglose Situation. Sie verschweigt aber, dass Antje ihre und Outrelles Tochter ist. Landa heiratet Antje, und Desirée reist unerkannt wieder ab. Antje wird nie erfahren, wer die uneigennützige Dame war, die alles zum guten Ende führte.

     

    DAS GEWISSE ETWAS DER FRAUEN

    Produktion:  Gottfried Wegeleben

    Regie:  Luciano Salce

    Kamera:  Enrico Menczer

    Drehbuch:  Willibald Eser

    Musik:  Ennio Morricone

    Lieder:  Zarah Leander sang das Lied von Theo Mackeben: Eine Frau wird erst schön durch die Liebe (Text: Michael Gesell)

    Darsteller:  Zarah Leander, Michèle Mercier, Nadja Tiller, Anita Ekberg, Romina Power, Robert Hoffmann, Elsa Martinelli

    Herstellungsjahr:  1966

    Uraufführung:  23.11.1966

    Länge:  2798 m

    Hier geht es um die sexuelle Emanzipation der Frauen. Die Damen, die in diesem Film auftreten, sind selbständig und erfolgreich. Aber alle sind sich in einem gleich geblieben: sie möchten den schönen, jungen und leicht gehemmten Robert (Robert Hoffmann) in die Kunst der Liebe einführen.

    Sein Weg führt ihn nach mehreren Episoden zur lebensklugen, welterfahrenen Konsulin (Zarah Leander). Diese gewitzte Frau findet Gefallen an Robert. Erstens braucht sie für ihre Hubschrauberfabrik einen tatkräftigen Manager, zweitens für ihre jüngste Nichte (Romina Power) einen richtigen Mann. Geschickt lenkt sie seinen Blick auf ihre Nichte. Einer aufwendigen Hochzeit steht schliesslich nichts mehr im Wege.

     

    Begegnungen mit Zarah Leander

    Paul Seiler, geboren 1936 in der Schweiz, wurde 1943 im zarten Alter von 7 Jahren zum ersten Mal mit der Stimme der Leander konfrontiert. Mein Vater rief mich und meinen Bruder eines Tages an das Radio und verkündete: „Gleich singt eine Frau mit einer tiefen Stimme“ und da ertönte aus dem Rundfunkstudio in Bern: Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn. Er bekam vor Aufregung eine Gänsehaut, hat sich aber an dieses Geschehen erst Jahre später mit der Feststellung erinnert: „Es muß schon damals eine Bereitschaft in mir vorhanden gewesen sein, von dieser Stimme überdurchschnittlich berührt zu werden.“

    Am 1. Januar 1954 sah er Zarah Leander in dem Film ‘Ave Maria’ zum erstenmal auf der Leinwand. Diesmal merkte er sich den Namen und seine Sammelleidenschaft begann. Titelbilder, Kinoprogramme, Fotos und natürlich die Stimme, die es damals noch auf Schellack-Schallplatten zu erwarben galt, bildeten den Grundstock zu seinem heutigen Archiv. Leibhaftig auf der Konzertbühne sah er die Leander ein gutes Jahr später, am 1. März 1955, in einem sogenannten ‘Bunten Abend’ in Luzern. Nach der Vorstellung erhaschte er das erste Autogramm, tags darauf schickte er ihr Blumen ins Hotel und harrte stundenlang in bitterer Kälte davor aus, um die Abreise des Stars zu erleben. Er wurde belohnt: ein „Dankeschön“, ein erstes Gespräch, der Star nahm den Verehrer wahr, der Grundstein zu einer Beziehung war gelegt. „Aber“, bemerkt Seiler, „ich bin nicht so eingebildet, um daraus im nachhinein eine Freundschaft zu konstruieren“, obwohl er der Leander in den Jahren 1955 - 1964 oft begegnet ist, u. a. im Schallplattenstudio, bei Premierenfeiern oder einmal auch spätabends in einem Hotelzimmer. Amüsiert denkt er an eine spontane Einladung für ihn und seine Begleiterin, mit der er einer Konzertprobe beiwohnte. „Kommt, wir gehen Essen“, lud die Leander danach ein. Im Cadillac ging es daraufhin zu einem vornehmen Restaurant am Kurfürstendamm. An das Menü erinnert er sich nicht mehr, nur an den Umstand, daß seine Begleiterin und er von der Bedienung für die Kinder der Leander gehalten wurden. Dies hat er sehr genossen. Aber er hat sich immer ‘nur’ als einen von sicher vielen Verehrern (Fan mag er nicht) eingeschätzt, der das Glück hatte, den Star sowie deren Umfeld auch ganz unkonventionell zu erleben, was ihm später bei seinen Recherchen für seine Bücher zugute kam.

    Rückblickend weiß er zu berichten:

    Trotzdem gab es Jahre in meiner Beziehung zu Zarah, da habe ich mich fast etwas geschämt, ein Zarah-Fan zu sein. Es gab Dinge, die so viel mehr Bedeutung hatten, als die doch recht läppische Liebe zu einer Diva aus vergangenen UFA-Zeiten. Inszenierungen von Peter Stein etwa, ein Film von Bergman oder Fellini, ein Text von Botho Strauß oder Gedichte von Neruda. Aber heute weiß ich, es hat alles unter einem Hut oder in einem Gehirn Platz. Fassbinder hat mitgeholfen, dieses Bewußtsein herbeizuführen. Er hat den melodramatischen Film in Deutschland hoffähig gemacht, er hat auf Detlef Sierck hingewiesen, der ja die beiden ersten Zarah Leander-Filme für die UFA drehte und von der deutschen Nachkriegspublizistik schnöde übergangen wurde. Damit wären wir wieder bei Zarah. Auch um sie ungezwungener zu bewerten, bedurfte es auch der heutigen Generation.

    In den 70iger Jahren sangen Erika Pluhar, Georg Danzer, André Heller, Udo Lindenberg und die Milva ihre Lieder, in den 80er Jahren kam Nina Hagen dazu und seitdem bräuchte man ein Dutzend Hände, um all jene aufzuzählen, die sich heute mit dem Liedgut der Leander befassen. Rosa von Praunheim stellte 1981 in einem Nachruf im Spiegel fest: „Wenn Zarah in ihren Filmen mit Tränen in den Augen ein Lied singt, verletzlich und doch das Unglück meisternd und donnernd dagegen ansingt mit ‘Kann denn Liebe Sünde sein?’, dann muß man sich einfach hinlegen und sich mit ihr identifizieren.“

    Aber diese Stimme hat auch Irritationen hervorgerufen mit einer erotischen Wirkung, die nicht nur in eine Richtung ausstrahlte und hat dabei unbewußt auch Aggressionen freigesetzt. Eine Schlagzeile über eine Rezension aus dem Jahre 1948, als die Leander in der Bundesrepublik ihre ersten Nachkriegskonzerte gab, konnte daher auch nicht anders lauten als: „Der Frauenbaß zieht nicht mehr“ und mag aus einer Situation entstanden sein, die eigene ‘Normalität’ zu betonen, und sagt weniger über Zarah Leanders Ausstrahlung aus, als über die Zeit, in der sie geschrieben wurde. Die sexuellen Tabus bestanden in jenen prüden Jahren in dem totalen Verdrängen der eigenen Zweigeschlechtlichkeit: „... die einen hinreißt an die Abgründe der eigenen Doppelheit, in jedem Mann ein Stück Frau, in jeder Frau ein Stück Mann...“ (Helma Sanders-Brahms).

    Zarah Leander hat während ihrer langen Karriere, ohne sich dessen genau bewußt zu sein, Provokationen entfacht und ihre Zuschauer in zwei Lager gespalten: Die, die sie ablehnten, waren vielleicht durch den ‘Damenbaß’ verunsichert und versuchten, die Leander der Lächerlichkeit preiszugeben. So brauchten sie sich mit dem ‘Phänomen Zarah’ und dessen Wirkung auf das Publikum nicht länger auseinandersetzen. Wie ambivalent das Verhältnis Zarah und Zuschauer schon zu Beginn ihrer Karriere war, geht aus einem Bericht der Wochenzeitschrift ‘Der Stern’ aus dem Jahre 1938 hervor: 

    „... die Leander in Wien. Leicht und liebenswürdig ist die Musik, vergnügt und leicht beschwingt ist das Wiener Operettenpublikum, das sich ‘Axel an der Himmelstür’ ansieht. Und da steht plötzlich auf der Bühne eine wunderbare schöne, rothaarige Frau und singt mit tiefer, schwerer Stimme: ‘Eine Frau von heut...’.

    Das kam den Wienern etwas überraschend, sie waren zuerst entsetzt. Sie waren erschrocken und fasziniert zugleich, sie wußten nicht, ob sie lachen oder weinen, ob sie applaudieren oder zischen sollten. Und es gehörte der Mut und die Persönlichkeit einer großen Künstlerin dazu, die ersten schwierigen Minuten entschlossen durchzustehen. Zarah schaffte das, und sie errang einen strahlenden Sieg. Die Wiener feierten sie, wie nie zuvor einen ausländischen Operettenstern. ‘Die Zarah’ war das große Ereignis der Saison.“

    Und im gleichen Bericht setzt man sich auch mit ihrer Stimme auseinander:

    „‘Sehr verehrter Herr Leander, ich habe alle Ihre wunderschönen Grammophonaufnahmen, bitte schicken Sie mir doch Ihr Autogramm. Rückporto ist beigelegt.’ Ein solcher Brief eines Musik-Enthusiasten, an Zarah Leander gerichtet, zeigt, daß die Kunst ihre Jünger und Anbeter oft blind machte, denn sonst hätte der Absender doch - wenn nicht hören - so lesen müssen, daß Zarah Leander schließlich eine Frau ist.

    Zarahs Stimme ist ein Kapitel für sich, sie pflegt, zwei Wirkungen hervorzurufen: Erstaunen und Bewunderung, daß eine äußerlich so ‘unweibliche’ Stimme solchen Wohlklang, so feine Nuancierungen und so bezaubernden weiblichen Charme enthalten kann. Die Schwedin hat selbst einmal eine klare Antwort auf die oft gestellte Frage: ‘Warum singen Sie eigentlich so tief?’ gegeben. Sie sagte nämlich: ‘Weil ich nicht höher singen kann.’“

    Zu Zarah Leanders Tod schreibt Günther Rühle am 23. Juni 1981 in der FAZ zu deren Stimmlage: „In bestimmten Momenten, wenn die tiefe losbrechende Stimme alle Erwartungen an weiblichen Ausdruck von ihr wegreißt, steht sie auf der Bühne wie das Monument eines Hermaphroditen. Ihre Tonstürze sind wie Axthiebe, mit denen ein Mann aus der Frau sich heraustrennt; erst eine lyrische Passage führt beides wieder zusammen. Man trifft hier das seltsamste erotische Phänomen: große Geliebte, Mannweib und Übermutter.“

    Erst in unserer Zeit ist es offenbar möglich, nicht nur zwischen den Zeilen, sondern differenzierter und dadurch das eigene Rollenverhalten auch infragestellend über Zarah Leanders Wirkung auf uns, das Publikum, nachzudenken. Daher noch einmal die Regisseurin Helma Sanders-Brahms in ihrem so bemerkenswerten Artikel aus dem Jahrbuch ‘Film 81/82’:

    „... yes Sir, das war sie, karottenrotes, feuerrotes Haar, wie es die deutsche Überlieferung dem Teufel zuschreibt, hermaphroditische Stimme, halb Mann, halb Frau, auch der Teufel war ja Schlange am Baum der Erkenntnis, also weiblich, oder war er doch männlich wie der stürzende Luzifer? ... kann denn Liebe Sünde sein: Zarah, beinahe schon Sarah und vielleicht noch sündiger durch dieses Z, Z der Zedern des Libanon, Z wie zionistisch, Z wie Zinnober, Farbe der Hexen. E.T.A. Hoffmanns Klein-Zaches, genannt Zinnober, auch teuflisch, schon sind wir wieder bei den Haaren, rot schimmern sie durch alle Schwarz-weiß-Filme, das war einfach im Bewußtsein, daß sie rot sein mußten, bei der Stimme, ein roter Feuerschopf, lodernd über der nazispießigen Wohlanständigkeit, diese Haare: ... da geschah es, sehr langsam, daß Gott sie allmählich vergaß, erst ihr Gesicht, dann die Hände und zuletzt erst ihr Haar..., heißt es bei Brecht, in seiner Ballade vom ertrunkenen Mädchen, die sie meines Wissens nie gesungen hat, schade, ach schade, den großen Ausbruch hat sie nicht geschafft, ihn nur immer versprochen, und man könnte darüber nachdenken, was alles noch schade ist, daß sie nicht mit diesem und diesem Regisseur gearbeitet hat, sondern eben nur mit dem einen Douglas Sirk alias Detlef Sierck, Spielleiter ... Denn eines hatte Zarah zweifellos für die Nazis wie auch heute noch für die Nachgeborenen: ‘Format’, oder, wie man das damals auch nannte, ‘Rasse’. 

    Und zu dem Film ‘Zu neuen Ufern’: 

    „Aber auch hier gelingt es Sierck, ihr große menschliche Dimensionen zu geben, sie ist gewaltig in diesem Film, und wenn sie sich nicht so abmühte, schön zu sein, könnte sie einem manchmal an Anna Magnani erinnern, und offensichtlich wollte Sierck sie auch dahin bringen. Aber Ufa’s Maskenbildner und Zarahs eiserner Wille zum Glamour standen dagegen. Zarah, die Riesin, wirft einen großen Schatten.“

    Auf den acht hier vorliegenden CDs, die Zarah Leanders sämtliche deutschsprachigen Lieder und Chansons enthalten, ist all dies zu hören, fühlen und zu erleben, was uns die Leander durch ihre Stimme zu vermitteln vermag. In jedem von uns mag sie eine andere Seite zum klingen bringen, jeder von uns wird sie auf seine Weise erleben. Die oben zitierten Texte beweisen dies und sollen als Anregung verstanden werden. 

     

    PAUL SEILER

    Berlin im Februar 1997