Niemals erhältlich auf Schallplatte und von daher in keinem Laden zu kaufen: Die Musik, die SESAC in den 50er Jahren veröffentlichte, wurde ausschließlich an Radiostationen in den USA verkauft. Hochkarätige Künstler nahmen in den SESAC Studios auf, wenn sie Pausen zwischen zwei Verträgen hatten.
Die enge Verbindung zwischen Plattenfirmen, Musikverlagen und Radiostationen ist heute im Musikgeschäft eine wohlbekannte Tatsache. Tatsächlich hat sich das seit Dekaden nicht verändert. Überraschenderweise war das nicht immer so.
Seit mehr als 50 Jahren haben Plattenfirmen und Musikverlage ihre Produkte an die Radiostationen geliefert, in der Hoffnung, daß sie dort gespielt werden. Die Motive sind wohlbekannt: wer im Radio gespielt wird, erhält Einnahmen über die ASCAP und BMI, die Leistungsschutzgesellschaften der Texter und Komponisten. (Beide arbeiten auf gemeinnütziger Basis, behalten aber einen gewissen Prozentsatz der Einnahmen.)
Aber auch die Plattenfirmen und Künstler profitierten davon, wenn sie im Radio gespielt wurden. Sie hofften darauf, daß möglichst viele Zuhörer ihre Platten kaufen würden. Aus dieser Sicht lieferte das Radio freie Werbung für den Künstler und sein Label. Wenn es jemals eine win-win Situation gegeben hat, dann wohl diese – alle Beteiligten gewannen: Der Künstler und die Plattenfirma verdienten über die Menge der verkauften Platten, die Texter und Komponisten über die ASCAP und BMI. Die Radiostation selbst vergrößerte ihre Zuhörerschar und erhielt so letztendlich lukrativere Werbeverträge.
Was konnte einfacher sein? Kaum zu glauben – in diesen frühen Tagen des Radios und der Schallplattenherstellung konnte man sich diesem lukrativen Arrangement auch noch von anderer Seite nähern. Und hier beginnt die Geschichte von SESAC. Gegründet 1930 von Paul Heinecke entwickelte die SESAC ein komplett neues Konzept im Bereich der Aufführungsrechte. Heinecke war eine von mehreren Dutzend Firmen, die den Radiostationen sogenannte "electrical transcriptions" für einen Mitgliedsbeitrag zur Verfügung stellte. Er ging davon aus, daß, wenn die SESAC attraktive Musik aufnahm, noch dazu mit bekannten Künstlern die kurzfristig 'frei' oder zwischen zwei Verträgen waren, sie diese Musik direkt an die Radiostationen liefern könnten. Weil diese Aufnahmen direkt von der SESAC produziert wurden, gab es keine Ambitionen, den Käufer zu ködern. Tatsächlich war es ja sogar so, daß der Hörer, wenn ihm ein Song gefiel und er diese Aufnahme kaufen wollte, dies nicht konnte. In den meisten Fällen existierten diese Aufnahmen nur auf speziellen Pressungen, die direkt an die Radiostationen geliefert wurden. Wie gesagt, es handelt sich um ein komplett anderes Modell als wir es heute kennen.
Anfang der 50er Jahre verlor dieses direkte Lizensieren an die Radiostationen an Popularität. Die Ära der Disc Jockeys begann, und die neuen Radiomoderatoren veränderten alles, indem sie reguläre kommerzielle Schallplatten spielten – die gleichen Schallplatten, die auch der Hörer in seinem lokalen Plattenladen erwerben konnte. SESAC, das 1947 begonnen hatte, Aufnahmen an das Radio zu liefern, hörte schließlich 1966 damit auf.
Die interessante Frage für den Schallplattensammler von heute ist: Was ist mit all diesen "transcription discs" passiert, die in geringer Anzahl gefertigt und niemals kommerziell verwertet wurden? Viele von ihnen enthalten Material, das nirgendwo sonst erhältlich ist, und haben damit für den Sammler einen beträchtlichen Wert.
Dies sind einige der Höhepunkte:
• Masterbänder mit mehr als 7500 Songs.
• Exklusive Aufnahmen mit Jazz-Koryphäen wie Count Basie, Duke Ellington, Woody Herman und vielen anderen.
• Bekannte Stars, die neben ihrer eigenen Karriere als Begleitmusiker arbeiteten, wie Alice Coltrane, Nat Adderly, Thad Jones, Kai Winding, Si Zentner, Gary Burton, Andy Williams, Eric Dolphy, Zoot Sims und viele, viele andere.
• Sehr seltene und gesuchte Sessionaufnahmen mit Chet Atkins, The Jordanaires, Anita Kerr, Richard Maltby, Tony Mottola, Nathaniel Shilkret, The Stamps Baxter Men, The Statesmen, Webb Pierce und Faron Young.
• Umfangreiches Klassik-Repertoire mit Sinfonieorchestern.
• Material der 1950er aus Kategorien wie Swing, Lounge, Country, Folk, Barbershop, Choir, Cowboy Music, Southern Gospel, Hawaiian, Latin, Marching Bands, Polkas und anderen.
Auch wir müssen dem Trend in der Musikszene folgen und darum sind diese Raritäten als downloads oder streaming erhältlich.